Japan wird noch lange
an den Folgen der Nuklearkatastrophe von Fukushima zu tragen haben. Fast in den Hintergrund
gerät in den Medien – Japans, aber auch Europas – der Blick auf Todesopfer, die der
Tsunami forderte, und die Verwüstung, die er in einem hoch zivilisierten Land hinterließ.
Darauf weist der italienische Jesuit Domenico Vitali hin, der seit 46 Jahren in Tokyo
wirkt.
„Die Medien halten uns weiterhin mit vielen Details über die Nuklearkatastrophe
auf dem Laufenden. Aber da in den Medien natürlich nicht alle Spezialisten sind, denkt
man immer an das schlimmste, anstatt an Lösungen für die aktuellen Probleme.“
Besonders
schwierig sei es momentan, weitere Kadaver zu finden bzw. zu identifizieren. Die Zahl
der Vermissten liege immer noch bei 17.000. Der Korrespondent der italienischen Zeitung
„la Repubblica“, Giampaolo Visetti, macht besonders auf das Drama der verwaisten Kinder
aufmerksam.
„Was mich am meisten berührt, ist die hohe Zahl dieser Kinder.
Viele wissen nicht einmal, in welcher Lage sie sind, sie suchen weiter nach ihren
Eltern, und das, obwohl das Erdbeben bald einen Monat zurückliegt. Viele können nicht
einmal sagen, wer sie sind, weil sie noch zu klein sind, sie können den Helfern keine
Informationen liefern, um herauszufinden, zu welcher Familie sie gehören.“
Die
Region Miaghi ist am stärksten von der Katastrophe betroffen. Von dort stammt der
Jesuit Yuyi Sugawara, der an der Päpstlichen Gregoriana-Universität in Rom lehrt.
„Viele Städte sind komplett zerstört, verschwunden. Die Stadt, in der ich
aufgewachsen bin, existiert nicht mehr. Mein Bruder erzählte mir, dass die Leute in
zehn Minuten alles verloren haben, was sie hatten und waren. Es war ein unfassbarer
Schock. Gleichzeitig ist da niemand, der schreit, oder der plündert. Die Leute sind
gelassen. Sie helfen sich gegenseitig, und sie nehmen dankbar die internationale Hilfe
an. Auf gewisse Weise werden da Werte wiederentdeckt, die nach dem zweiten Weltkrieg
verloren gegangen schienen. Ein Japan, das aus Respekt, gegenseitiger Hilfe, Solidarität,
Zusammenarbeit gemacht ist. Das beeindruckt mich.“ (rv 03.04.2011 gs)