2011-04-03 15:38:23

Japan: "Immer ans schlimmste denken"


RealAudioMP3 Japan wird noch lange an den Folgen der Nuklearkatastrophe von Fukushima zu tragen haben. Fast in den Hintergrund gerät in den Medien – Japans, aber auch Europas – der Blick auf Todesopfer, die der Tsunami forderte, und die Verwüstung, die er in einem hoch zivilisierten Land hinterließ. Darauf weist der italienische Jesuit Domenico Vitali hin, der seit 46 Jahren in Tokyo wirkt.

„Die Medien halten uns weiterhin mit vielen Details über die Nuklearkatastrophe auf dem Laufenden. Aber da in den Medien natürlich nicht alle Spezialisten sind, denkt man immer an das schlimmste, anstatt an Lösungen für die aktuellen Probleme.“

Besonders schwierig sei es momentan, weitere Kadaver zu finden bzw. zu identifizieren. Die Zahl der Vermissten liege immer noch bei 17.000. Der Korrespondent der italienischen Zeitung „la Repubblica“, Giampaolo Visetti, macht besonders auf das Drama der verwaisten Kinder aufmerksam.

„Was mich am meisten berührt, ist die hohe Zahl dieser Kinder. Viele wissen nicht einmal, in welcher Lage sie sind, sie suchen weiter nach ihren Eltern, und das, obwohl das Erdbeben bald einen Monat zurückliegt. Viele können nicht einmal sagen, wer sie sind, weil sie noch zu klein sind, sie können den Helfern keine Informationen liefern, um herauszufinden, zu welcher Familie sie gehören.“

Die Region Miaghi ist am stärksten von der Katastrophe betroffen. Von dort stammt der Jesuit Yuyi Sugawara, der an der Päpstlichen Gregoriana-Universität in Rom lehrt.

„Viele Städte sind komplett zerstört, verschwunden. Die Stadt, in der ich aufgewachsen bin, existiert nicht mehr. Mein Bruder erzählte mir, dass die Leute in zehn Minuten alles verloren haben, was sie hatten und waren. Es war ein unfassbarer Schock. Gleichzeitig ist da niemand, der schreit, oder der plündert. Die Leute sind gelassen. Sie helfen sich gegenseitig, und sie nehmen dankbar die internationale Hilfe an. Auf gewisse Weise werden da Werte wiederentdeckt, die nach dem zweiten Weltkrieg verloren gegangen schienen. Ein Japan, das aus Respekt, gegenseitiger Hilfe, Solidarität, Zusammenarbeit gemacht ist. Das beeindruckt mich.“
(rv 03.04.2011 gs)








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