2011-04-01 13:32:22

Wahlen in Baden-Württemberg: ZdK lobt Kretschmann


Die Angst vor der Atomkraft und der Schlingerkurs der Bundesregierung in der Außenpolitik machten es möglich: Nach fast sechs Jahrzehnten wurde die CDU am vergangenen Sonntag bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg abgewählt. Mann der Stunde ist Winfried Kretschmann, Spitzenkandidat der Grünen, der am 12. Mai vom Landtag zum ersten grünen Ministerpräsidenten gewählt werden soll. Er sieht den Wahlsieg als Einschnitt in der politischen Geschichte des Landes:„Es hat uns richtig herausgefordert, wir wurden herausgefordert und wir haben herausgefordert. Und jetzt haben wir die historische Wende in diesem Land erreicht. Wir werden in diesem Land einen Politikwechsel einleiten, und wir werden den versprochenen Weg in die Bürgergesellschaft gehen, und wir werden den versprochenen Politikwechsel mit der Bevölkerung von Baden-Württemberg zusammen einleiten.“
Mit 24,2 Prozent der Wählerstimmen erreichten die Grünen die knappe Mehrheit für eine rot-grüne Landesführung. Koalitionsgespräche haben bereits begonnen; uneinig sind die beiden Parteien noch über das unterirdische Bahnprojekt Stuttgart 21. Der praktizierende Katholik Kretschmann ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Zentralrat-Generalsekretär Stephan Vesper freut sich über den Wahlsieg seines Kollegen. Er sagte im Domradio-Interview:
„Er ist ein überzeugender Wertkonservativer. Ich kenne ihn gut aus vielen Gesprächen. Er hat eine sehr abgewogene Haltung, er ist ein sehr fairer Mensch und ich glaube, dass er die Sache gut machen wird. Ich glaube, dass er sich auch weiter im Zentralkomitee gut engagieren wird, ich hoffe, dass das den zeitlichen Möglichkeiten entspricht. Aber ich glaube, dass er in diesem Land verantwortungsvoll regieren wird und wünsche ihm dazu natürlich eine gute Hand.“
Verantwortungsvolle Politik meint für viele Wähler in diesen Tagen vor allem Umweltpolitik. Die meisten Bürger plädieren - wie viele Kirchenvertreter - für eine Abschaffung der Atomkraft. In Umweltfragen treffen sich heute grüne mit katholischen Überzeugungen, meint Vesper. Überhaupt lasse sich die Trennlinie zwischen Konfession und Partei längst nicht mehr so genau ziehen, beobachtet der ZdK-Sekretär und nennt Beispiele aus der Geschichte des Zentralkomitees:
„In der Anfangszeit hatten wir eine Gegenüberstellung, das hat dann wohl auch mit der handelnden Person zu tun, auch mit historischen Entwicklungen. Aber spätestens seit den 90er Jahren sind im Zentralkomitee alle politischen Parteien vertreten. Früher hatte es immer einen Sozialdemokraten gegeben, einen aus der FDP. Aber seit Mitte der 90er Jahre haben wir Christdemokraten, Sozialdemokraten und Grüne und auch Freie Demokraten. Weil sich das Engagement der Katholiken in der Gesellschaft eben heute auf verschiedene Parteien erstreckt. Uns ist sehr wichtig, dass wir als katholische Christen nicht Zuschauer sind, sondern dass wir aktiv auf dem Spielfeld Politik und Gesellschaft mitspielen und damit unsere Welt mitgestalten.“
Wie aber ist die politische Kehrtwende in Baden-Württemberg zu bewerten? Ist die Entscheidung für Rot-Grün nur eine Kurzschlußreaktion aus Angst vor dem Atomgau oder ein wohlüberlegter Richtungswechsel? Dazu Vesper:
„Was sich jetzt abgespielt hat an diesem Wahlsonntag, ist natürlich ein Indikator für die aktuellen Entwicklungen in Japan und die Angst vor einer atomaren Kathastrophe. Aber es ist auch Zeichen dafür, dass die Menschen eine langfristig verantwortbare Politik wollen. Und wer früher geglaubt hat, wir könnten Risiken beherrschen und wer entsprechend gehandelt hat, der musste sich nach der Japan-Krise neu aufstellen – das hat ja auch die CDU in weiten Teilen getan. Aber die Wählerinnen und Wähler haben das eben in weiten Teilen anders gesehen und den Grünen eine starke Unterstützung gegeben. So oder so – Ziel muss doch sein, dass wir eine Politik machen in den nächsten Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten, die verantwortlich ist!“
(domradio/rv 01.04.2011 pr)








All the contents on this site are copyrighted ©.