Wieder ein starkes
Nachbeben in Japan – und im Kernkraftwerk Fukushima versuchen Arbeiter verzweifelt,
den atomaren GAU zu verhindern, der das nahegelegene Tokio bedrohen könnte. „Die
Kinder sind sehr verschreckt. Bei neuen Erdstößen wie vergangene Nacht schrecken sie
auf und weinen. Sie weigern sich, sich abends auszuziehen, damit sie schnell fliehen
können“: Das berichtet die Leiterin des Kinderheims in Ichinoseki. Es ist eine
Deutsche: Die Ordensfrau Caelina Mauer. Seit 19 Jahren lebt sie in Japan.
„Und
jetzt bei den Nachbeben ist es so, dass immer wieder die gleichen Kinder verschreckt
sind, dass sie anfangen zu weinen, dass sie sich irgendwo verkriechen. Das sind immer
wieder die gleichen Kinder, bei denen wir darauf achten müssen, dass sie Betreuung
bekommen.“
Eigentlich wären jetzt Frühjahrsferien, da wären einige der
Kinder aus dem Heim zu ihren Eltern gefahren. „Das fällt jetzt alles weg, weil
eben kein Benzin da ist, und Nahrung ist auch knapp. Von daher haben die Eltern sofort
gesagt: Das können wir in diesem Jahr nicht. Und jetzt muss man abwarten, bis die
Sommerferien kommen.“
Im Kinderheim könne sie ihren Schützlingen allerdings
noch keinen normalen Tagesablauf bieten, berichtet Schwester Caelina: „Es gibt
immer noch – sagen wir mal – viele Einschränkungen: Das Bad ist noch nicht normal,
nicht fertig. Abends können wir nur zwei Stunden heizen. Über den Tag ist das aber
noch nicht möglich, weil wir zu wenig Heizöl haben, und mit dem, was wir haben, müssen
wir sparen, nicht? Das hört sich alles so ein bisschen komisch an, aber es ist eben
eine Tatsache, dass wir nicht so leicht an Heizöl kommen, und ebenso ist es mit Benzin.“
Sie
persönlich komme in diesen Tagen „einfach nicht zur Ruhe“, vor allem wegen der häufigen
Nachbeben. „Ich habe das diese Woche wieder ein paar Mal erlebt. Dann ziehe ich mich
nicht mehr um. Dann gehe ich so zu Bett, weil ich genau weiß: Wenn das Beben kommt,
muss ich wieder aufstehen und nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Man ist ja in der
Verantwortung für das Heim.“ Über Strahlengefahr wegen Fukushima bekomme sie von den
Behörden null Informationen, alles was sie wisse, höre sie in den Medien.
„Wenn
es wirklich so ist, wie es ja gerade aussieht, dass also das Trinkwasser in Fukushima
ungenießbar geworden ist, dann ist es nur eine Zeitfrage, wenn der Wind sich dreht,
also nach Norden, dass es bei uns auch so weit ist... Wir sehen das natürlich auch
mit Sorge: Gemüse beispielsweise – wir müssen immer schon gucken, woher das kommt,
weil aus Fukushima natürlich keiner mehr was haben möchte.“