Der Flüchtlingsstrom
aus Libyen in Nachbarländer reißt nicht ab. Jetzt ist bekannt geworden, dass einer
Gruppe von rund 200 Flüchtlingen an der ägyptischen Grenze jede Hilfe verweigert wird.
Die Flüchtlinge kommen aus Somalia, Eritrea und Äthiopien, unter ihnen sind mehr als
20 Kinder. Vor Ort an der ägyptisch-libyschen Grenze ist Khataza Gondwe, für „Christian
Solidarity Worldwide“ für Afrika und den Nahen Osten zuständig. Sie erklärt, dass
Schwarzafrikaner in Libyen immer häuriger Opfer von rassistischer Gewalt werden. Vor
allem, seit bekannt ist, dass das libysche Regime Söldner aus Afrika angeheuert hat.
„Afrikaner,
die in Libyen gearbeitet haben oder dorthin geflüchtet sind, müssen sich verstecken,
weil sie in Gefahr sind. Sie haben es irgendwie geschafft, die Grenze nach Ägypten
zu überqueren. Der ägyptische Staat verweigert ihnen aber jede Unterstützung. Nach
der ersten Nacht hier haben wir gehört, dass sie seit mindestens zwei Tagen überhaupt
nichts zu essen bekommen haben. Sie schlafen im Freien, in der Nacht wird es sehr
kalt. Auch Kinder sind unter den Flüchtlingen, die haben es am schwersten. Am Anfang
haben wir geglaubt, dass die ägyptischen Behörden keine Hilfe zulassen, weil sie wollen,
dass diese Menschen zurück in ihre Länder gehen. Viele können aber nicht zurück, weil
es für sie daheim zu gefährlich ist. Jetzt wollen wir herausfinden, wer da verhindert,
dass diesen Menschen geholfen wird. Denn es gibt viele, die ihnen Zelte, Matratzen
und Lebensmittel geben wollen.“
Erst am vergangenen Sonntag ist vor der
italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa ein Schiff aus Libyen mit Hunderten Flüchtlingen
abgefangen worden. Nach Angaben von Ärzten war darunter auch eine Schwangere, die
an Bord ihr Kind zur Welt gebracht hat. Eine weitere schwangere Frau ist ebenfalls
in die Klinik gebracht worden, sie hat ihr Kind verloren. Es war das erste Boot mit
Flüchtlingen, das seit Beginn der Proteste gegen Gaddafi die italienische Küste erreicht
hat. Die Behörden befürchten für den Fall, dass Gaddafi gestürzt wird, eine Flüchtlingswelle
von bis zu 300.000 Menschen.