Der arabische Raum
ist derzeit in Aufbruchstimmung. Auch die Christen spüren das. Taysser Ammary ist
Jordanier und Katholik. Er leitet eine Bewegung, die sich für Demokratie und Religionsfreiheit
einsetzt. Derzeit ist er in Rom zu Besuch.
„Wir Christen müssen die Weltgemeinschaft
darauf aufmerksam machen, dass der Exodus von Gläubigen eine Gefahr für die Zukunft
des gesamten arabischen Raumes ist. Eine Kirche ohne Gläubige im Irak, Palästina oder
Ägypten wird zu einem verstaubten Museum.“
Derzeit herrsche nur in Jordanien
wahre Religionsfreiheit für Christen, glaubt Ammary.
„In anderen arabischen
Ländern ist die Lage dramatisch. So werden Christen in Ägypten als Zweite-Klasse-Menschen
behandelt. Im Irak sind sie Zielscheibe von Terroristen. In Saudi-Arabien dürfen sie
keine Kirchen bauen. In Syrien werden Christen ein bisschen besser behandelt.“
Der
Westen habe vor den Flüchtlingsmassen Angst. Europäer setzten Araber offenbar gerne
mit islamischen Terroristen gleich.
„Ich bin mir aber sicher, dass Demokratie
und Gerechtigkeit die beste Waffe gegen jegliche Art von Extremismus sind. Wer weggeht,
tut dies, weil er verzweifelt ist und nicht weil er sein Gedankengut exportieren möchte.
Bei den derzeitigen Flüchtlingsströmen geht es um Menschen, die hungern und nichts
haben.“
Viele junge Muslime schauen vor allem Richtung Türkei: Dieses Land
gelte in vielerlei Hinsicht als Vorbild im arabischen Raum. Bisher mischte sich das
Land am Bosporus nicht sonderlich in der „Causa Araba“ ein. Doch mittlerweile sagte
der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan der britischen Zeitung „The Guardian“,
Ankara sei bereit, für eine baldige Waffenruhe in Libyen zu vermitteln. Erdogan warnte
davor, dass ein langwieriger Konflikt das Land in einen „zweiten Irak“ oder „ein weiteres
Afghanistan“ verwandeln könnte. Dies könnte verheerende Auswirkungen auf Libyen und
die Nato-Länder haben, die die Militärintervention anführten.