Ardeatinische Höhlen: Es kann keine Rechtfertigung geben
„Eine furchtbare Beleidigung
Gottes“: Papst Benedikt XVI. hat am Sonntag bei seinem Besuch in den Ardeatinischen
Höhlen ein weiteres sichtbares Zeichen zum Gedenken an die Opfer der Nazi-Gräuel gesetzt.
Es war der dritte Besuch eines Papstes in den Tuffsteinhöhlen südlich von Rom, in
denen die SS im Jahr 1944 als Vergeltung für einen Partisanenanschlag 335 Menschen
erschossen hatte. DerGeschichtsprofessor Agostino Giovagnoli von der Katholischen
Universität Mailand erklärt im Gespräch mit Radio Vatikan, welche historische Bedeutung
der Besuch des Papstes gehabt hat.
„Es war ein wichtiges Zeichen – auf einer
Linie mit anderen Stellungnahmen von Papst Ratzinger im Hinblick auf den Nationalsozialismus,
wie bei seinem Besuch im früheren Konzentrationslager Auschwitz. Man muss sagen, dass
sich Benedikt XVI. vor diesen Dingen nicht verschließt. Wenn man die Schuld des Menschen
auch als Schuld vor Gott anspricht, dann wird dadurch der absolute Charakter der Verurteilung
noch mehr unterstrichen und damit auch die Macht des Bösen, die so, wie sie sich im
Nationalsozialismus gezeigt hat, keine geschichtliche Rechtfertigung finden kann.
Das berührt schon sehr.“
Das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen gilt
als das grausamste Nazi-Verbrechen auf italienischem Boden. Schon Johannes Paul II.
hat großen Wert darauf gelegt, die Vergangenheit nicht zu verschweigen, sondern sich
ihr zu stellen. Diesen Weg setzt auch der Papst aus dem Täterland fort.
„Benedikt
XVI. macht deutlich, dass es Klarheit über diese Geschehnisse der Vergangenheit geben
muss und dass Zweifel nicht erlaubt sind.. Die Kirche will den Staub der Geschichte
wegwischen. Diese Stellungnahme geht mit anderen konform und ist typisch für die klare
Vorgehensweise der päpstlichen Behörden unter Ratzinger.“
Der Besuch des
deutschen Papstes war neben einem Zeichen der Erinnerung an die Opfer der Nazis auch
ein Zeichen der Versöhnung. Große Beachtung hat die Teilnahme des Oberrabbiners von
Rom, Riccardo Di Segni, gefunden.
„Der Besuch zusammen mit Juden hängt in
gewisser Weise damit zusammen, dass unter den Opfern des Massakers in den Ardeatinischen
Höhlen mehr als 70 Juden waren. Aber die Art, wie dieser Besuch zusammen mit dem Oberrabbiner
Roms durchgeführt wurde, zeigt einmal mehr, wie sehr Benedikt XVI. das jüdische Volk
achtet und sich zu der Verantwortung bekennt, Zweideutigkeiten zu klären, die sich
während seines Pontifikates ergeben hatten. Eine Stellungnahme zu einer klaren und
starken Beziehung zu den Juden.“