2011-03-25 11:26:02

Jugendkatechismus in Nahaufnahme


Reiche sollen solidarisch teilen, aber auch Investoren haben legitime Interessen, die geschützt werden müssen. Beim Kauf billiger Jeans darf es uns nicht egal sein, unter welchen Umständen sie produziert wurden. Es gibt Ungleichheiten unter Menschen, die durchaus Gottes Willen entsprechen - und solche, die es nicht tun: Der neue Jugendkatechismus „YouCat", herausgegeben von der Österreichischen Bischofskonferenz und mit einem Vorwort von Benedikt XVI. versehen, bezeugt in seinen Antworten das Ringen der Kirche um die richtigen Antworten auf die Frage nach einer gerechten Gesellschaft, wie besonders viele Jugendliche sie stellen.

Nun war zwar Jesus kein Sozialrevolutionär. Doch dass seine Botschaft der Befreiung für jeden Gläubigen über die persönliche Dimension hinaus auch eine gesellschaftliche Tragweite hat, wird in diesem Buch klar. So setzt sich der „YouCat“ von der Tradition eines Gott-befohlenen Gehorsams der staatlichen Obrigkeit gegenüber klar ab. Zum Staatsgehorsam heißt es: „Sollte ein Staat rassistische, sexistische oder lebenszerstörende Regeln aufstellen und Maßnahmen treffen, so ist ein Christ im Gewissen verpflichtet, den Gehorsam zu verweigern, sich der Beteiligung zu entziehen und Widerstand zu leisten." (S. 207).

Zu finden ist weiters eine Aufforderung zur Zurückhaltung bei Militäraktionen. Den in den USA zur Zeit des Irakkriegs politisch einflussreichen christlich-konservativen „Theocons" hält der „YouCat" hier ein Zitat von Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus entgegen. Der Gründer der Mikrokredit-Bank „Grameen“ in Banlgadesch betonte, dass „der Kampf gegen den Terrorismus nicht durch Militäraktionen gewonnen werden kann" (S. 217), sondern durch Entwicklungspolitik. Das Wort „Gerechtigkeit" kommt im „YouCat"-Stichwortverzeichnis 13 Mal vor.

Das Glaubensbuch gibt auch flotte Kurzantworten auf Fragen, zu denen Theologen aus Scholastik und Neuscholastik Tausende Seiten lateinischer Traktate voller abstrakter Begriffschöpfungen hinterlassen haben.

Etwa wenn es darum geht, was ein Sakrament ist: Es ist das von Jesus den Aposteln anvertraute Erbe; und „heute würde man sagen: Er stellte sein Erbe nicht frei ins Netz“, sondern „beheimatete es“ in einer (passwortgeschützten) Domain. Ebenso erfährt man, warum der Priesterberuf kein Job ist, was der Treibstoff zum Guten ist, und - beim 8. Gebot - warum im Mediengeschäft nicht die Quote das Ziel sein darf.

Beim Sechsten Gebot fehlen die kernigen Aussagen ebenfalls nicht: „Nach dem Motto 'Für Sex brauche ich niemanden, den mache ich mir selbst, wie und wann ich ihn brauche' wird niemand glücklich", heißt es etwa zum Thema Selbstbefriedigung. Und „wer pornografische Medien konsumiert, sich in virtuellen Pornowelten bewegt oder an pornografischen Ereignissen teilnimmt, befindet sich im weiteren Umkreis der Prostitution und unterstützt das schmutzige Milliardengeschäft mit dem Sex".

Redakteure des 304 Seiten umfassenden und vierfarbig illustrierten Werks waren u.a. der Frankfurter Stadtdechant Johannes Eltz, die Theologin Michaela Heereman, Pattloch-Verlagsleiter Bernhard Meuser und der Münsteraner Stadtpfarrer Christian Schmitt. In der zweiten Reihe standen neben dem Psychiater und Vatikan-Berater Manfred Lütz der Leiter der Wiener Neuevangelisierungsakademie, Otto Neubauer, und der frühere Grazer Religionspädagogik-Ordinarius Edgar Josef Korherr. Papst Benedikt XVI. verfasste für das Buch aus eigenem Antrieb ein Vorwort.

(kap 25.03.2011 gs)









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