Reiche sollen solidarisch teilen, aber auch Investoren haben legitime Interessen,
die geschützt werden müssen. Beim Kauf billiger Jeans darf es uns nicht egal sein,
unter welchen Umständen sie produziert wurden. Es gibt Ungleichheiten unter Menschen,
die durchaus Gottes Willen entsprechen - und solche, die es nicht tun: Der neue Jugendkatechismus
„YouCat", herausgegeben von der Österreichischen Bischofskonferenz und mit einem Vorwort
von Benedikt XVI. versehen, bezeugt in seinen Antworten das Ringen der Kirche um die
richtigen Antworten auf die Frage nach einer gerechten Gesellschaft, wie besonders
viele Jugendliche sie stellen.
Nun war zwar Jesus kein Sozialrevolutionär.
Doch dass seine Botschaft der Befreiung für jeden Gläubigen über die persönliche Dimension
hinaus auch eine gesellschaftliche Tragweite hat, wird in diesem Buch klar. So setzt
sich der „YouCat“ von der Tradition eines Gott-befohlenen Gehorsams der staatlichen
Obrigkeit gegenüber klar ab. Zum Staatsgehorsam heißt es: „Sollte ein Staat rassistische,
sexistische oder lebenszerstörende Regeln aufstellen und Maßnahmen treffen, so ist
ein Christ im Gewissen verpflichtet, den Gehorsam zu verweigern, sich der Beteiligung
zu entziehen und Widerstand zu leisten." (S. 207).
Zu finden ist weiters eine
Aufforderung zur Zurückhaltung bei Militäraktionen. Den in den USA zur Zeit des Irakkriegs
politisch einflussreichen christlich-konservativen „Theocons" hält der „YouCat" hier
ein Zitat von Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus entgegen. Der Gründer der Mikrokredit-Bank
„Grameen“ in Banlgadesch betonte, dass „der Kampf gegen den Terrorismus nicht durch
Militäraktionen gewonnen werden kann" (S. 217), sondern durch Entwicklungspolitik.
Das Wort „Gerechtigkeit" kommt im „YouCat"-Stichwortverzeichnis 13 Mal vor.
Das
Glaubensbuch gibt auch flotte Kurzantworten auf Fragen, zu denen Theologen aus Scholastik
und Neuscholastik Tausende Seiten lateinischer Traktate voller abstrakter Begriffschöpfungen
hinterlassen haben.
Etwa wenn es darum geht, was ein Sakrament ist: Es ist
das von Jesus den Aposteln anvertraute Erbe; und „heute würde man sagen: Er stellte
sein Erbe nicht frei ins Netz“, sondern „beheimatete es“ in einer (passwortgeschützten)
Domain. Ebenso erfährt man, warum der Priesterberuf kein Job ist, was der Treibstoff
zum Guten ist, und - beim 8. Gebot - warum im Mediengeschäft nicht die Quote das Ziel
sein darf.
Beim Sechsten Gebot fehlen die kernigen Aussagen ebenfalls nicht:
„Nach dem Motto 'Für Sex brauche ich niemanden, den mache ich mir selbst, wie und
wann ich ihn brauche' wird niemand glücklich", heißt es etwa zum Thema Selbstbefriedigung.
Und „wer pornografische Medien konsumiert, sich in virtuellen Pornowelten bewegt oder
an pornografischen Ereignissen teilnimmt, befindet sich im weiteren Umkreis der Prostitution
und unterstützt das schmutzige Milliardengeschäft mit dem Sex".
Redakteure
des 304 Seiten umfassenden und vierfarbig illustrierten Werks waren u.a. der Frankfurter
Stadtdechant Johannes Eltz, die Theologin Michaela Heereman, Pattloch-Verlagsleiter
Bernhard Meuser und der Münsteraner Stadtpfarrer Christian Schmitt. In der zweiten
Reihe standen neben dem Psychiater und Vatikan-Berater Manfred Lütz der Leiter der
Wiener Neuevangelisierungsakademie, Otto Neubauer, und der frühere Grazer Religionspädagogik-Ordinarius
Edgar Josef Korherr. Papst Benedikt XVI. verfasste für das Buch aus eigenem Antrieb
ein Vorwort.