2011-03-24 13:22:04

Italien: Lampedusa hofft


RealAudioMP3 Die Flüchtlingswelle aus Nordafrika Richtung Europa reißt nicht ab. In der Nacht auf diesen Donnerstag sind erneut rund 800 Flüchtlinge auf der italienischen Insel Lampedusa gestrandet, ein Drittel davon ist minderjährig. Auf der kleinen Insel südlich von Sizilien gibt es mittlerweile mit mehr als 5.000 Menschen mehr Flüchtlinge als Einwohner. Die Caritas hat ihr Team vor Ort bereits verdoppelt. Rund 20 Helfer kümmern sich um jene, die tagelang in überfüllten Holzbooten auf hoher See überlebt haben. Im Gespräch mit Radio Vatikan schildert der Sprecher der örtlichen Caritas, Tommaso della Longa, den Zustand der Flüchtlinge:

„Zum Glück ist der allgemeine Gesundheitszustand bis jetzt gut. Der Großteil der Flüchtlinge sind junge Tunesier, die bei guter Gesundheit und relativ stark sind. Es ist aber absolut inakzeptabel, dass diese Menschen die Nacht ohne Dach über dem Kopf verbringen müssen, ohne Wasser und sanitäre Einrichtungen, ohne sich waschen zu können. Zum Glück gibt es momentan keine besorgniserregenden Krankheitsfälle, das ist eine unserer großen Sorgen.“

Viele der Flüchtlinge haben während der Überfahrt tagelang nichts zu Essen und nur wenig Wasser bekommen. Weil es in den Lagern keinen Platz mehr gibt, müssen viele Flüchtlinge die Nächte im Freien verbringen, in denen es zu dieser Jahreszeit bitter kalt werden kann.

„Wir als italienisches Rotes Kreuz haben unsere medizinische Versorgungsstelle schon seit Tagen direkt beim Hafen aufgebaut. Wir sind die einzige Anlaufstelle für die Flüchtlinge, die rund um die Uhr offen ist. Unsere Ärzte versorgen neben den akuten Notfällen viele dieser jungen Flüchtlinge, die an Halsschmerzen, Fieber und an weiteren Folgen der Kälte leiden.“

Der Erzbischof von Agrigent in Sizilien, Francesco Montenegro, hat die Flüchtlinge auf der Insel am vergangenen Mittwoch besucht. Auch er zeigt sich von den Zuständen äußerst besorgt.

„Die Hoffnung ist, dass der Druck auf die Insel sobald als möglich nachlässt. Man kann nicht mit Menschen zusammenleben, die die Nächte im Freien in einer Ecke des Hafens verbringen müssen, ich sage dazu: in einer Hundehütte. Die Unterkünfte, in denen sie schlafen, bestehen aus Plastikplanen, Karton und Sperrholz. Das erzeugt keine Gelassenheit in den Herzen.“

Unterdessen werden immer mehr Vorwürfe gegen die italienische Regierung laut. Sie habe auf die Flüchtlingswelle zu spät reagiert und die Auffanglager zu spät geöffnet. Am heutigen Donnerstag haben Flugzeuge die ersten 300 Menschen aus den überfüllten Lagern in Lampedusa nach Apulien und Kalabrien gebracht. 500 weitere Flüchtlinge sollen in Kürze per Schiff nach Catania gebracht werden.

(rv 24.03.2011 ak)







All the contents on this site are copyrighted ©.