Auf der süditalienischen
Kleininsel Lampedusa gibt es bereits mehr Flüchtlinge als Einwohner. In den vergangenen
Tagen haben weitere tausende Flüchtlinge in überfüllten Booten die kleine Insel südlich
von Sizilien erreicht, die meisten von ihnen kommen aus Tunesien. Auf der kleinen
Insel werden bereits die Lebensmittel knapp. Im Gespräch mit dem Kölner Domradio schildert
Pater Martin Stark vom Jesuitenflüchtlingsdienst Berlin die aktuelle Lage im überfüllten
Auffanglager in Lampedusa:
„Die Lage ist unüberschaubar. Es zeigt sich jetzt,
dass diese Situation letztlich vermutlich auch von den italienischen Behörden provoziert
worden ist. Sie haben von Anfang an zum Beispiel das Auffanglager gar nicht geöffnet,
sondern erst, als die Flüchtlingsströme gar nicht mehr anders aufzuhalten waren, haben
sie sie erst spät geöffnet. Jetzt ist es voll, und jetzt eröffnen sie dort eine Zeltstadt,
lassen die Leute draußen in der freien Witterung campieren. Epidemien werden befürchtet,
es herrschen katastrophale Zustände. Erst spät beginnt die italienische Regierung,
die Flüchtlinge weiter auf das Festland zu verteilen.“
Ein Ende der Flüchtlingswelle
Richtung Europa ist nicht in Sicht, im Gegenteil. Nach Tunesien könnte eine Flüchtlingswelle
aus Libyen die Lage in Lampedusa noch weiter verschärfen. Pater Stark sieht nur eine
Lösung und ruft die europäische Gemeinschaft zur Hilfe auf.
„Die Flüchtlinge
müssen jetzt schnell weiter auf das Festland weiter verteilt werden. Natürlich ist
auch die europäische Solidarität gefragt. Die europäischen Mitgliedsstaaten müssen
dringend, gerade angesichts dieser Situation oder deren vermutlich noch drohenden
Flüchtlingswelle aus Libyen, sich wirklich schnellstens Gedanken machen, wie sie darauf
reagieren. Meiner Ansicht nach müssen sie eine Richtlinie für die Gewährung vorübergehenden
Schutzes anwenden.“