Vatikan: „Aggressive Atheisten” (noch) unerwünscht im „Vorhof der Völker”
In genau einer Woche
macht die katholische Kirche einen großen Schritt auf alle Nichtglaubenden zu: Dann
wird in Paris die Stiftung „Vorhof der Völker“ gegründet. Sie will das Gespräch mit
allen Nichtglaubenden suchen – auf intellektueller Ebene und darüber hinaus. Einzelheiten
der Initiative wurden an diesem Freitag im Vatikan von Kardinal Gianfranco Ravasi
vorgestellt, dem Leiter des Päpstlichen Kulturrates.
„Es gibt Nichtglaubende,
die für das Thema des Unbekannten Gottes eine Leidenschaft aufbringen, welche auch
uns aufrütteln sollte. Was wir mit dem „Vorhof der Völker“ planen, ist keine Evangelisierung,
sondern eine Art gegenseitiger Verkündigung.“
Die Stiftung wird am Donnerstag
und Freitag nächster Woche zunächst am Hauptsitz der Unesco in Paris lanciert; dann
folgen Gesprächsrunden an der Sorbonne und der „Académie francaise“. Ein bunter Abend
auf dem Vorplatz von Notre-Dame soll das Anliegen dann am Freitagabend unter die Leute
bringen – dazu wird es auch eine vorab aufgezeichnete Papst-Ansprache geben. Kardinal
Ravasi freut sich auf alle, die aufrichtig das Gespräch über den „Unbekannten Gott“
suchen, über Glauben und Nichtglauben.
„Etwas, was wir bisher noch nicht
angegangen sind, obwohl wir ständig – und zwar auch polemisch – dazu aufgefordert
werden, ist: das Gespräch mit den aggressiveren Formen des heutigen Atheismus zu suchen.
Dieser weite Bereich fällt natürlich numerisch gesehen sehr viel mehr ins Gewicht
als der Bereich, für den wir unseren „Vorhof der Völker“ einrichten, und auch wenn
er die Fragen manchmal in provokanter oder auch oberflächlicher Weise stellt, bleiben
das doch Fragen, die die Christen von heute angehen. Diese Formen des Atheismus werden
wir auch einmal treffen müssen, auch wenn sie hin und wieder fast auf fundamentalistische
Weise auftreten. Diese spätere Phase wird für uns delikater und komplexer sein – wir
sind da noch in der Nachdenk-Phase.“