Israels Botschafter: „Mit dem Papstbuch sollten wir die Polemik beenden"
Mit dem neuen Jesusbuch
des Papstes erübrigt sich jede weitere Polemik über Judenmission. Das sagte uns Israels
Botschafter beim Heiligen Stuhl, Mordechay Lewy. Auch die Aussagen Papst Benedikts,
der in aller Deutlichkeit eine Kollektivschuld der Juden am Tod Jesu zurückweist,
stießen in Israel auf großen Zuspruch: Ministerpräsident Netanjahu hat dem Papst ausdrücklich
dafür gedankt. Dazu Botschafter Lewy:
„Wir haben uns sehr darüber gefreut
und es fast bejubelt, weil das jetzt in einem Kontext ausgesprochen ist, der nicht
in einem abseits stehenden doktrinären Beschluss niedergelegt worden ist. Sondern
der Heilige Vater selbst hat es ausgesprochen, niedergeschrieben, und wohlbedacht
in einer Biographie. Es richtet sich nicht so sehr an Experten und Kirchenführer,
sondern an allgemein Interessierte, darunter viele katholische Gläubige.“
Dass
die Juden keine „Kollektivschuld“ am Tod Jesu haben, ist als offiziellen Positionen
der katholischen Kirche bereits im Konzilsdokument Nostra Aetate von 1965 festgelegt.
Das Papstbuch verdeutlicht diese Position aber einmal mehr als persönliche Überzeugung
des Papstes, es wirke „wie ein Megaphon“, sagte Lewy.
„Das ist keine zufällige
Meinung, sondern meiner Ansicht nach – und nicht nur meiner Ansicht nach – eine Folgerichtigkeit
seiner Haltungen, die nicht gestern und vorgestern entstanden sind, sondern schon
seit Jahren bekannt sind.“
Auch in der Frage, ob die Kirche Juden missionieren
sollen, äußert sich der Papst in seinem Werk klar. Er zitiert zustimmend die Theologin
Hildegard Brem mit den Worten: „Die Kirche muss sich nicht um die Bekehrung der Juden
bemühen, da der von Gott dafür festgesetzte Zeitpunkt … abgewartet werden muss“. Damit
ist das Thema Judenmission jetzt ein für alle Mal vom Tisch? Der israelische Botschafter:
„Von der Sache her glaube ich, dass man sich damit begnügen kann. Das ist
das äußerste, was man von der Kirche erwarten kann, ohne dass sie sich selbst verleugnet.“
Die Frage der Judenmission sieht der israelische Vatikan-Botschafter innerhalb
der katholischen Kirche heutzutage als delikater an als die Frage des Gottesmordes
und der Kollektivschuld der Juden.
„Beim Gottesmord hat sich das bei den
meisten schon herumgesprochen, dass das heute nicht opportun, nicht zeitgemäß und
nicht politisch korrekt ist. Bei der Frage der Konversion gibt es aber tatsächlich
Irritationen, bei Juden und auch Katholiken. Die letzte Diskussion hatten wir vor
zwei Jahren mit der Karfreitagsfürbitte (in der außerordentlichen Form des Römischen
Ritus, Anm.) um die Bekehrung der Juden. Mit dem jetzigen Buch sollte man die Polemik
beenden, glaube ich.“