Benedikt XVI. zu römischen Priestern: „Seid wach und standhaft!“
Priestersein heißt
wach zu sein und auch manchmal stark zu sein angesichts äußeren Drucks. Und es heißt,
sich dem Dienst am anderen und der Kirche voll und ganz hinzugeben. Daran hat Papst
Benedikt XVI. an diesem Donnerstag bei seiner jährlichen Begegnung mit römischen Priestern
zu Beginn der Fastenzeit erinnert. Der Papst sprach dabei – ausgehend vom Epheserbrief
des heiligen Paulus – von den „Tugenden“ des Priestertums: Demut und Dienen, Sendungsbewusstsein
und Umkehr – diese Qualitäten gelte es besonders in der Fastenzeit neu zu verinnerlichen,
so der Papst. „Demut heißt nicht falsche Anspruchslosigkeit - wir sind dankbar
für die Gaben, die uns der Herr gegeben hat. Demut zeigt, dass wir uns bewusst sind,
dass alles, was wir tun, Gabe Gottes ist. Wir wollen kein Lob, wir wollen nicht in
Erscheinung treten, für uns ist nicht das Entscheidende, was über uns in der Zeitung
steht. Das ist die wahre Demut: Nicht vor den Menschen erscheinen, sondern mit Demut
für Gott arbeiten und so real der Menschheit dienen.“ Von diesem priesterlichen
Dienst für den anderen, dem „Hüten“ oder „Bewachen“ der Herde durch den „guten Hirten“,
leitet Benedikt XVI. dann auch das „Wachsein“ gegenüber sich selbst ab. Ein guter
Priester müsse heute wach sein, so Benedikt. Die großen Probleme unserer Zeit seien
nicht „die negativen Kräfte“, sondern vielmehr „die Schläfrigkeit der Guten“, zitiert
der Papst ein Wort Papst Pius XI.: „Seid wach und (…) wacht über euch selbst.
Es gibt einen wohl gemeinten Aktivismus, in dem aber das eigene Mit-Christus-Sein
vergessen wird.“ Zu dieser Herausforderung gehöre, als Priester immer wieder
„Neugier“ auf Gottes Wort zu entwickelt und es „mit Enthusiasmus“ zu suchen – Benedikt
nennt hier explizit das Priestersein im fortgeschrittenen Alter oder die Pflicht der
Geistlichen, auch nicht spirituelle Dienste innerhalb der Kirche zu leisten wie etwa
Verwaltungsaufgaben. Doch auch das Sendungsbewusstsein des Priesters sei wesentlich,
fährt der Papst fort. Es gehe darum, „den ganzen Willen Gottes“ zu verkünden – wenn
auch dieser manchmal unbequem daherkomme, so Benedikt XVI. mit Bezug auf den Heiligen
Paulus. Und er denkt hier vielleicht auch an die Kritik der letzten Monate an kirchlichen
Institutionen. „Er predigt nicht ein Christentum à la carte nach eigenem Geschmack
oder theologische Ideen nach eigenem Belieben. Er weicht nicht davor aus, den ganzen
Willen Gottes auszusprechen, also auch den unbequemen Willen und Themen, die ihm persönlich
nicht besonders gefallen. Das ist unsere Mission: den ganzen Willen Gottes zu verkünden,
in seiner Totalität und letzter Einfachheit. Die Wahrheit ist immer stärker
als die Lüge, die Liebe stärker als der Hass und Gott der stärkste von allen. Mögen
wir mit dieser Freude und inneren Sicherheit unseren Weg gehen.“ Die Fastenzeit
biete eine gute Gelegenheit, diese Qualitäten neu zu stärken, so der Papst, der weiter
den Begriff der „Umkehr“ in den Blick nimmt: „Das ist wirklich Umkehr, wenn
mein Konzept der Realität sich geändert hat und mein Denken sich verändert hat. Das
muss alle meine Lebensbereiche und Urteile durchdringen. Was sagt Gott dazu, ist die
entscheidende Frage dabei und nicht: welchen Vorteil ich daraus habe.“ Papst
Benedikt dankte weiter den Geistlichen der Diözese Rom für ihre bisher geleistete
Arbeit. Das Grußwort an den Papst sprach der Kardinal Agostini Vallini, Vikar für
die Stadt Rom.