Kolumbien/Österreich: „Kirche müsste mehr für Frauen tun“
Sexuell unterdrückt
und nahezu völlig auf sich allein gestellt – so lebt ein großer Teil der Frauen in
Kolumbien. Nicht zuletzt die Kirche des Landes könnte und müsste hier viel mehr tun.
Dieser eindringliche Appell kommt – passend zum 100. Internationalen Frauentag an
diesem Dienstag – von der kolumbianischen Frauenrechtlerin Elizabeth Sepulveda. Sie
ist in diesen Tagen für eine Spendenaktion und auf Einladung der Katholischen Frauenbewegung
Österreich (kfb) in Wien. Rund 17 Prozent der Frauen in Kolumbien würden Opfer von
Gewalt, vor allem sexueller Gewalt, erzählt die Vizepräsidentin der Frauenorganisation
„Vamos Mujer“ mit Sitz in Medellin. Sie äußert Unverständnis darüber, dass das Thema
kein Schwerpunkt der kirchlichen Arbeit in dem Land sei:
„Die Kirche tritt
zum Beispiel bei den Verhandlungen mit der Rebellenorganisation FARC in Erscheinung.
Aber bei den drängenden sozialen Fragen - wie etwa der Frage der Frauenrechte oder
der Solidarität mit den Armen - bleibt sie immer mehr im Hintergrund.“
Von
einem tatkräftigen Einsatz für Arme und Unterdrückte im Geiste der „Befreiungstheologie“,
für die Medellin ja seit der historischen Bischofskonferenz von 1968 symbolisch steht,
sei in der Region also nicht viel zu spüren, so die Frauenrechtlerin. Auf das Problem
der hohen Schwangerschaftsrate unter Teenagern reagiere die Kirche zum Beispiel mit
moralischer Verurteilung statt mit konstruktiven Vorschlägen. Besserungen gebe es
nur dort, wo sich internationale Organisationen wie die UNO für die Frauen einsetzten.
Deshalb sei internationale Vernetzung so wichtig:
„Für uns kolumbianische
Frauen ist es wichtig, dass wir auch auf die Unterstützung von Stellen außerhalb unseres
Landes zählen können. Es scheint uns wichtig zu sein, dass solche Themen möglichst
breit in der Gesellschaft diskutiert werden. Das ist also nicht nur ein Thema für
ein einzelnes Land, sondern sollte überall im Gespräch stehen. Die Organisationen,
die sich um die Unterstützung der Frauen kümmern, brauchen die tatkräftige Hilfe aller
Menschen aus der ganzen Welt; internationale vernetzung bedeutet Schutz für uns.“
Beängstigend
hoch sei auch die hohe Zahl an Kindersoldaten in den paramilitärischen Einheiten und
Rebellenorganisationen, so die Sprecherin. In der FARC betrage ihre Quote bereits
54 Prozent. Ob die aktuelle Regierung unter dem neuen Präsidenten Juan Manuel Santos
eine Wende bringen werde, sei noch offen. Zwar weise die Rhetorik der Regierung in
Richtung einer stärkeren Bekämpfung von Gewalt und Korruption, den Worten müssten
jedoch erst noch Taten folgen. – Die Frauenorganisation „Vamos Mujer“ wird seit drei
Jahren über die „Familienfasttag“-Aktion der Katholischen Frauenbewegung Österreich
finanziell unterstützt. Bei der Initiative zur Fastenzeit, die an diesem Mittwoch
beginnt, werden Spenden für Projekte in Asien und Lateinamerika gesammelt, die sich
der Förderung und Unterstützung benachteiligter Frauen verschrieben haben. (kap
08.03.2011 pr)