20.000 Christen aus
ganz Pakistan haben Freitagabend an der Beerdigung des ermordeten katholischen Minderheitenministers
Shahbaz Bhatti teilgenommen. Der vatikanische Verantwortliche für den interreligiösen
Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, feiert am Sonntag in Rom eine Gedenkmesse für
den pakistanischen Minister, den er persönlich kannte. Bhatti sei ein Märtyrer gewesen,
sagte Kardinal Tauran im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Denn er wurde ermordet,
weil er Christ war. Ich habe Bhatti in Rom getroffen und dann vergangenen November
in Pakistan. Das letzte Mal sah ich ihn auf dem Flughafen von Lahore, kurz bevor ich
in die Maschine nach Rom stieg; es war gegen Mitternacht. Und zum Abschied sagte er
mir: Ich weiß, dass ich als Mordopfer sterben werde, aber ich gebe mein Leben als
Zeugnis für Jesus und für den interreligiösen Dialog. Gleichzeitig hat er niemals
ein Wort des Hasses geäußert. Er hatte das Evangelium wirklich auf herausragende Weise
verinnerlicht.“
Tatsächlich wird die Pakistanische Bischofskonferenz bei
ihrer nächsten Versammlung ab 20. März prüfen, ob sie beim Heiligen Stuhl offiziell
einen Antrag auf die Proklamation des ermordeten Minderheitenministers zum „Märtyrer“
einreichen wird. Dies bestätigte der Präsident der bischöflichen Kommission für den
interreligiösen Dialog in Pakistan, Bischof Andrew Francis, dem Fidesdienst. Auch
Kardinal Tauran sagte, er sei sehr beeindruckt gewesen von der spirituellen Intensität
dieses 42-jährigen Mannes. Auf gewisse Weise habe Bhatti wie ein Priester gelebt,
ohne es zu sein. Die internationale Gemeinschaft forderte der päpstliche Verantwortliche
für den interreligiösen Dialog zu klaren Stellungnahmen in Bezug auf die Religionsfreiheit
in Pakistan auf.
„Man müsste hier eine einhellige Antwort finden. Ich muss
aber auch sagen, ich erhalte Briefe von muslimischen Botschaftern, die klarstellen,
dass dies natürlich nicht der Islam ist: Es sind Personen, die den Islam missbrauchen
und diese abwegigen Taten begehen.“
An der Gedenkmesse für den ermordeten
Politiker in Islamabad nahm der pakistanische Premierminister Yousaf Raza Gilani teil.
In der Predigt würdigte der Erzbischof von Islamabad-Rawalpindi, Rufin Anthony, den
katholischen Minister für seinen unermüdlichen Einsatz im Dialog zwischen Christen,
Moslems, Sikhs und Hindus. Er habe mit all seinen Kräften für die Abschaffung des
Blasphemiegesetzes gekämpft, „die Wurzel der Probleme für Pakistans Christen“.
Beerdigt
wurde der Politiker in seinem Heimatort Khushphur in der Diözese Faisalabad. Das Dorf
gilt lokal als „Vatikan von Pakistan“, weil eine Reihe von Bischöfen und Ordensleuten
hier geboren wurden. Der Beerdigungsgottesdienst war eine ökumenische Feier, wie der
vatikanische Fidesdienst berichtete. Es nahmen aber auch zahlreiche Hindus, Sikhs
und Moslems daran teil. (rv/fides/asianews 05.03.2011 gs)