„Die Frage nach dem Gesundheitszustand des Christentums“: Der Vatikan stellt das Vorbereitungsdokument
für die nächste Bischofssynode vor
„… Ich habe
deshalb entschieden, die nächste Ordentliche Vollversammlung der Bischofssynode im
Jahr 2012 dem folgenden Thema zu widmen: Nova evangelizatio ad christianum fidem tradendam
– Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens“. Mit
diesen Worten kündigte Papst Benedikt XVI. in seiner Predigt zum Abschluss der letzten
Sonderversammlung der Bischofssynode im Oktober 2010 das nächste weltweite Bischofstreffen
an. Zur Vorbereitung stellte der Vatikan an diesem Freitag die sogenannten „lineamenta“
vor, ein Text, der die Teilnehmer und das Treffen vorbereiten soll.
Die neue
Evangelisierung ist der zeitgemäße und notwenige Ausdruck des Glaubens heute. Dieser
Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch dieses Dokument. Bereits Papst Paul VI.
hatte betont, dass die Weitergabe zum Glauben dazu gehöre, ein Unterlassen bedeute
ein „sich des Glaubens Schämen“, zitierte er den Apostel Paulus. Die Lineamenta greifen
das auf und fordern dazu auf, „die Qualität unseres Glaubens zu befragen“.
„Die
Verkündigung des Evangeliums ist keine Sache der Kommunikationsstrategie“, so Erzbischof
Nikola Eterović, der Generalsekretär der Bischofssynode bei der Vorstellung des Dokuments
an diesem Freitag. „Die Verkündigung betrifft die Fähigkeit der Kirche, eine echte
Gemeinschaft zu sein, geschwisterlich, ein Leib, nicht eine Maschine oder Firma. Die
ganze Kirche ist ihrer Natur nach missionarisch. Sie existiert, um den Glauben weiter
zu geben. Um dies zu erreichen, muss sie damit beginnen, sich selbst zu evangelisieren.“
Dabei
dürfe man sich nicht durch das „Neu“ im Namen des Projektes verwirren lassen, heißt
es im Text: „Es geht nicht darum, etwas zu wiederholen, was schlecht gemacht wurde,
oder nicht funktioniert hat, so als ob der neue Einsatz ein impliziertes Urteil über
das Scheitern des ersten wäre. Die neue Evangelisierung (…) ist der Mut, angesichts
der gewandelten Voraussetzungen, unter denen die Kirche gerufen ist, heute die Verkündigung
des Evangeliums zu leben, neue Wege zu wagen.“ Neue Evangelisierung sei ein
Synonym für Mission, Glaubensweitergabe, Kommunikation des Evangeliums, sie erfordert „die
Fähigkeit, neu anzufangen, Grenzen zu überschreiten, die Horizonte zu erweitern. Die
neue Evangelisierung ist das Gegenteil der Selbstgenügsamkeit, des Sich-zurückziehens
auf sich selbst, der Mentalität des status quo und einer pastoralen Konzeption, die
es für ausreichend erachtet, das alles so weiterläuft, wie man es bisher gemacht hat.
Das ‚business as usual’ reicht heute nicht mehr.“
Geistlich- theologischen
Überlegungen und Reflexionen folgen im Text jeweils eine Reihe von Fragen, die den
Bischöfen und darüber hinaus der ganzen Kirche, den Bistümern, Pfarreien und Ordensgemeinschaften
vorgelegt werden. Ihre Beantwortung bis zum Herbst dieses Jahres stellt den nächsten
Schritt in der Vorbereitung und Umsetzung der Synode dar.
Die nächste Möglichkeit
für die Österreichischen Bischofskonferenz, ihr Vorgehen zu besprechen, ist die Vollversammlung
Ende März. In der Schweizer Bischofskonferenz ist vorgesehen, das Thema in der regulären
Versammlung im Juni zu besprechen. Die deutschen Bischöfe haben sich das Thema ebenfalls
für die Vollversammlung auf die Tagesordnung gesetzt, bevor es dann in den einzelnen
Ausschüssen behandelt wird.
Stichwort: Bischofssynode Bischofssynoden
gehen auf die Beratungen des Zweiten Vatikanischen Konzils zurück, die Konzilsväter
wollten ein Instrument, dass die Kollegialität in der Gesamtkirche sicherstellen könne.
Das Dokument Christus Dominus definiert diese Versammlungen, aber noch davor hatte
Papst Paul VI. die kirchenrechtlichen Grundlagen beschlossen. Die Synode ist kein
Organ des Vatikan, sondern dem Papst direkt zugeordnet. Durch die Regelmäßigkeit der
Treffen ist so etwas wie eine Dauereinrichtung entstanden, die auch durch das Sekretariat
und dessen Leiter, zur Zeit Erzbischof Nikola Eterović. Es gibt mehrer Arten des
Synode, Vollversammlungen und Sonderversammlungen. An ersterer nehmen gewählte Vertreter
der Bischöfe bzw Vertreter der orientalischen Kirchen. An Sonderversammlungen nehmen
nur Vertreter der betreffenden Regionen teil. Die letzte ordentliche Vollversammlung
der Bischofssynode fand im Herbst 2008 statt, damals ging es um das Thema „Das Wort
Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche“. Deren Ergebnisse wurden von Benedikt
XVI. im September vergangenen Jahres im nachsynodalen Apostolischen Schreiben Verbum
Domini vorgestellt.