Mehr als 2.000 Kopten haben am Sonntag vor dem Gebäude des ägyptischen Staatsfernsehens
in Kairo für die Umwandlung Ägyptens in einen säkularen Staat demonstriert. Sie trugen
Plakate mit Fotos von Angehörigen der christlichen Minderheit, die bei den Protesten
gegen das Mubarak-Regime von Sicherheitskräften getötet worden sind. Nach Angaben
der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ forderten die koptischen Demonstranten vor
allem eine Verfassungsänderung. Bislang betont Artikel 2 der ägyptischen Verfassung,
dass der Islam Staatsreligion und die Scharia, das traditionelle muslimische Recht,
die bedeutendste Rechtsgrundlage Ägyptens sind.
„Wir haben in den vergangenen
Wochen dafür gekämpft, dass Ägypten ein weltlicher Staat wird, der seinen Bürgern
die Religion nicht vorschreibt“, sagte ein Kopte. Der Große Imam der Al-Azhar Moschee
in Kairo, Ahmed al-Tayeb, hatte noch am vergangenen Mittwoch im Staatsfernsehen nachdrücklich
vor einer Änderung des Artikels 2 gewarnt: Der Artikel zähle „zu den Konstanten des
Staates“, und jeder Versuch, ihn zu ändern, könne zu „Religionsunruhen“ führen. Die
Al-Azhar Moschee und die angeschlossene gleichnamige Universität gelten als die bedeutendsten
sunnitischen Institutionen in Ägypten. Nachdem Papst Benedikt XVI. im Januar 2011
öffentlich seine Besorgnis über die Lage der Kopten geäußert hatte, hatte Al-Azhar
den Dialog mit dem Vatikan bis auf weiteres ausgesetzt. Sie hatten sich gewöhnlich
zweimal im Jahr in Glaubensfragen ausgetauscht.
Eine achtköpfige Verfassungskommission
arbeitet derzeit Verfassungsänderungen für Ägypten aus. Der Kommission gehören auch
der Kopte und Richter am Verfassungsgerichtshof Maher Samy Youssef und der Rechtsanwalt
Sobhy Saleh an. Saleh ist ein beliebtes Mitglied der Muslimbruderschaft.