Etwa tausend Gastarbeiter von den Philippinen haben sich wegen der blutigen Unruhen
in Bengasi in eine Kirche geflüchtet. Das sagte der Bischof von Tripolis, Giovanni
Martinelli, der Nachrichtenagentur ansa. Die Gastarbeiter seien am Flughafen von Bengasi
beschäftigt; sie hätten das Bistum Bengasi um Hilfe und um Kirchenasyl gebeten. In
der Kirche, in der sich jetzt die Gastarbeiter aufhalten, ist es während der Demonstrationen
und Unruhen in den letzten Tagen zu Plünderungen gekommen. Etwa fünfzig religiöse
Persönlichkeiten Libyens haben die Sicherheitskräfte dazu aufgerufen, die Gewalt gegen
Demonstranten einzustellen. „Tötet unsere Brüder und Schwestern nicht, stoppt das
Massaker jetzt“, steht in dem Appell, dem sich auch Intellektuelle und Clanchefs angeschlossen
haben. Die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ erklärte am Sonntag, nach
ihren Infos seien in Libyen seit Beginn der Demonstrationen am Dienstag mindestens
104 Menschen ums Leben gekommen. Libysche Oppositionsgruppen nennen weit höhere Opferzahlen.
Allein am Samstag sollen in Bengasi 12 Menschen bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten
und Sicherheitskräften ihr Leben verloren haben. Auch an diesem Sonntag haben Sicherheitskräfte
in Bengasi bei einer Beerdigung nach Augenzeugenberichten das Feuer auf Demonstranten
eröffnet; dabei gab es neue Tote.