2011-02-17 15:43:57

D: Kloster Ettal entschädigt Missbrauchsopfer


RealAudioMP3 Das bayerische Benediktikerkloster Ettal wird die Opfer von Misshandlung und Missbrauch in seiner Internatsschule individuell entschädigen. Darüber informierten an diesem Donnerstag Vertreter der Abtei und der Opfer in einer gemeinsamen Pressekonferenz. Der vom Kloster beauftragte ehemalige Bundesverfassungsrichter Hans-Joachim Jentsch zu den Einzelheiten:

„Das Kloster richtet einen Fond ein, dieser wird 500.000 Euro ausmachen. Für den Fonds werden keine Kirchensteuermittel und keine Spenden verwendet, sondern Vermögenswerte aus dem Kloster. Aus dem Fonds sollen Entschädigungszahlungen an Opfer sexuellen Missbrauchs und schwerer Misshandlung geleistet werden.“

Die Beschlüsse der Deutschen Bischofskonferenz dienten als „Orientierungsgröße“, es
solle in Ettal aber keinen Pauschalbetrag wie bei den Jesuiten geben. Um alle Geschädigten zu erreichen, werde das Kloster die ehemaligen Schüler anschreiben und auf seiner Homepage im Internet informieren. Die als „Zeichen tätiger Reue“ und nicht als Wiedergutmachung gedachten Zahlungen sollten möglichst bis Ende Mai formlos beantragt werden, hieß es auf der Pressekonferenz. Die Zahl der Opfer soll über 100 liegen, die Zahl der beschuldigten Patres und Erzieher bei mindestens 15.

Der Verein Ettaler Missbrauchs- und Misshandlungsopfer ist mit den Fortschritten der Aufarbeitung zufrieden. Es liege nun ein Bericht vor, den die Opfer und das Kloster gemeinsam akzeptieren könnten, sagte der Vorsitzende Robert Köhler dem Münchner Kirchenradio.

„Es ist heute nicht das Ende eines Prozesses, sondern in der Person des Herrn Jentsch, der unsere Anliegen dem Kloster vermitteln konnte, ein Anfang gemacht, um Schritte nach vorn zu tun. Wir hoffen und wollen, dass die gegenseitige misstrauische Begutachtung an der Stelle heute ein Stück weniger wird.“

Nach den Erkenntnissen des Juristen existierte im Klosterinternat und dem angeschlossenen Gymnasium ein „System der körperlichen Gewaltanwendung“, das von den Patres wie den zur Aufsicht eingesetzten Schülern „bewusst als Erziehungsmittel eingesetzt wurde“. Vermutlich habe in Ettal ein „Ritual der Disziplinierung geherrscht“, das den Anspruch auf Zucht und Ordnung mit außergewöhnlicher Härte exekutierte".

(kna/Münchner Kirchenradio 17.02.2011 gs)








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