2011-02-16 15:20:45

Ordensleute: Die unterschätzte Großmacht der Kirche


RealAudioMP3 Stabwechsel an der vatikanischen Ordenskongregation – der als Präfekt abgetretene Kardinal Franc Rodé würdigt im Interview mit uns das unvergleichliche und medial meist nur sehr spärlich ausgeleuchtete Wirken von Ordensfrauen und –Männern in aller Welt.

„Die großen Reformen der Kirche sind das Werk von Ordensleuten. Denken wir an Benedikt von Nursia, an Franz von Assisi, an Dominikus, Ignatius von Loyola. Überdies waren Ordensleute in der Kirchengeschichte, und das ist bemerkenswert, sowohl jene, die am meisten verfolgt, als auch jene, die am öftesten heilig gesprochen wurden.“

Salz der Erde sind die Ordensleute, und echte spirituelle Triebfedern der Kirche, meint Kardinal Rode.

„Jung und dynamisch ist die Ordensszene in Lateinamerika, Asien und Afrika. Als ich zuletzt beispielsweise Angola, Kamerun und Bolivien besuchte, sah ich die Größe des Einsatzes von Ordensleuten. Ich sah ihre Liebe zu Christus und ihre absolut herausragenden sozialen Werke: Ordensspitäler, Schulen, Heime für Kinder und Alte. All das wird betrieben mit bewundernswerter Hingabe.“

Allerdings ist das Ordensleben heute nicht gefeit vor einem gewissen Identitätsverlust. In seiner siebenjährigen Amtszeit als Präfekt der Ordenskongregation hat Kardinal Rode immer häufiger die Tendenz zur Verweltlichung beobachtet.

„Das muss man klar sehen. Die Säkularisierung ist eingedrungen in viele Gemeinschaften. Sie drückt sich aus in einem Gebet ohne Sammlung. Sie hat auch das Gebot des Gehorsams unterminiert, indem sie eine Art demokratische Mentalität einführte und die Rolle der legitimen Autorität ausschließt. Die Säkularisierung schafft freilich das Risiko, dass aus den Werken der Nächstenliebe schlicht und einfach soziale Dienste werden - zum Nachteil der Verkündigung. Diese Zeichen der Zeit in den Orden sind überall zu bemerken, aber ganz besonders in der westlichen Welt.“

Sein Anliegen als Präfekt sei es gewesen, eben dieser Gesinnung der Säkularisierung entgegenzutreten und die zentralen Werte des geweihten Lebens wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Die Ordensmänner und –Frauen müssen bei ihrer ureigensten Aufgabe bleiben, so Rode: „Sie sind eine Kraft der Erneuerung in der Kirche.“ In seinem Einsatz gegen die Verweltlichung habe er sich auf die traditionellen großen Orden stützen können und auch auf die neuen geistlichen Bewegungen, die hie und da in der Kirche auftreten und heute womöglich dieselbe Aufgabe haben sie in der Vergangenheit die großen Berufungen.

„In der Tat ist es so: neue religiöse Gemeinschaften tauchen auf gegen den Geist der Säkularisierung. In Frankreich, Spanien, Italien, Brasilien, Peru, den USA und anderswo. Sie messen dem Leben in Gemeinschaft große Bedeutung zu, und sie bestehen auf Armut und Gehorsam. Diese neuen Gemeinschaften erinnern den Menschen daran, dass er von seinem Wesen her auf Gott ausgerichtet ist. Und sie sind eine Kraft der Erneuerung, die die Kirche braucht.“

(rv 16.02.2011 gs)







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