Hoyer: „Religionsfreiheit zentraler Wert der Außenpolitik“
Die Religionsfreiheit
ist ein „zentraler Wert“ der Deutschen Außenpolitik. Das sagte Werner Hoyer, Staatsminister
im Auswärtigen Amt, am Dienstag im Interview mit Radio Vatikan. Hoyer war in den vergangenen
zwei Tagen zu Gesprächen in Rom und traf sich auch mit dem Vatikanischen Außenminister,
Erzbischof Dominique Mamberti. Bei dem Gespräch habe er festgestellt, dass es bei
der Sorge um die Religionsfreiheit ein großes Maß an Übereinstimmung zwischen dem
Vatikan und Deutschland gebe, sagte der Staatsminister:
„Wenn man sich eine
Karte der Welt ansieht im Hinblick auf die Verletzung von Religionsfreiheit und speziell
im Hinblick auf die Freiheitsrechte von Christen, dann ist man schon sehr beunruhigt.
Dass die Kirche dort sehr beunruhigt ist und sich auch zum Handeln gefordert sieht,
ist selbstverständlich. Und dass diejenigen Staaten, die im Kern ihrer Verfassung
– und in Deutschland ist das der Fall – die Befolgung und Förderung der Menschenrechte
in ihrer Universalität stehen haben, das auch tun, ist ebenfalls selbstverständlich.“
Konkret sprach Hoyer die Lage in Ägypten an. Der Prozess, der dort in
Gang gekommen sei, müsse in den Händen der Ägypter bleiben, sonst verliere er an Glaubwürdigkeit.
Dennoch biete Deutschland dem nordafrikanischen Land seine Unterstützung an:
„Grundsätzlich
ist Ägypten ein wichtiger Entwicklungspartner und ich glaube, es ist auch bedeutsam,
dass dieses weit größte Land in der Region einen wirtschaftlichen Fortschritt macht,
der es in die Lage versetzt seiner Leuchtturmfunktion gerecht zu werden und den Menschen
eine Perspektive zu geben. Das setzt natürlich voraus, dass wir bei unseren Entwicklungshilfeaktivitäten
nicht in Konflikt mit unseren eigenen Grundwerten kommen. Und deswegen sind Menschenrechtsfragen
in unserer Entwicklungspolitik immer von großer Bedeutung und deshalb müssen wir
da konsequent sein.“
Das bedeute, dass die deutsche Entwicklungshilfe auch
genau darauf schaue, wie Ägypten mit den christlichen Minderheiten umgehe:
„Wer
glaubwürdig für die Menschenrechte in ihrer universellen Ausgestaltung eintreten will,
der muss auch für Religionsfreiheit eintreten. Und es ist eine ziemlich absurde Vorstellung,
dass sich Menschen, die sich selber als Christen definieren, sich für alle möglichen
religiösen Minderheiten in der Welt einsetzt, aber nicht für die eigenen Glaubensbrüder
oder der Anhänger der Religion, auf der ihre eigene Kultur fußt.“
Hoyer
hält die gesellschaftlichen Prozesse in Nordafrika für eine „außerordentliche Ermutigung“.
Denn sie basierten auf einer Vorstellung von Rechtsstaatlichkeit und Toleranz, wie
sie Deutschland sehr am Herzen liege. Dennoch könne man sich jetzt nicht auf dem Erreichten
ausruhen:
„Weil, wenn nicht in absehbarer Zeit ein rechtsstaatlicher Rahmen
geschaffen wird, innerhalb dessen eines Tages auch wirklich faire und freie Wahlen
möglich sind, die Demokratie sich entwickeln kann, dann kann der gesamte Prozess schnell
diskreditiert werden. Und dann ist die Begeisterung der Massen auch schnell wieder
dahin. Nach meiner Auffassung haben Ägypten und Tunesien große Potentiale. Aber das
setzt zum Beispiel auch voraus, dass der Tourismus wieder in gang kommt, dass wir
auch bereit sind, unsere Märkte zu öffnen gegenüber Produkten aus diesen Ländern.
Und das sind so Themen, bei denen für die Länder Europas dann auch die Stunde der
Wahrheit schlägt“.