Erzbischof João Braz de Aviz: Der neue Chef der Ordensleute
Amtswechsel im Vatikan: An diesem Mittwoch tritt der neue Präfekt der Kongregation
für die Ordensleute, Erzbischof João Braz de Aviz, sein Amt an. Am Wochenende hatte
er sich von seinem bisherigen Bistum Brasilia verabschiedet, von nun an wird er über
die Belange von Ordensleuten und Gemeinschaften in der ganzen Kirche entscheiden.
Am
2. Februar hatte Braz de Aviz der Vatikanzeitung Osservatore Romano ein Interview
gegeben. Dort bezeichnete er Ordensleben als eine „Perle der Kirche“, es sei gelebtes
Evangelium in vielen verschiedenen Formen.
Angesprochen auf die Krise, durch
die viele Ordensgemeinschaften im Augenblick gingen, verweist der Erzbischof auf das
Zweite Vatikanum. Dort sei von den Orden einerseits verlangt worden, ihre Lebensweise
und ihre Konstitutionen als Antwort auf die heutige Zeit zu formulieren, als Anker
für dieses „Aggiornamento“ sei ihnen aber das eigene Gründungscharisma ans Herz gelegt
worden. Diese Aufgabe sei noch nicht am Ende.
Viele Ordenschristen würden die
Klage führen, dass „die schlimmste Buße das Gemeinschaftsleben“ sei. Dies dürfe nicht
sein, so Braz de Aviz, das Erkennen Gottes im Nächsten müsse das Zentrum der Gemeinsamkeit
auch im Orden darstellen. Von diesen inneren Problemen sei aber die Berufungskrise
zu trennen, die betreffe nicht nur die Orden, sondern die ganze Kirche, wo Individualismus
und Relativismus neue Herausforderungen stellten.
Zu seiner Erfahrung in Brasilien
befragt sagte Braz de Aviz, dass die von der Befreiungstheologie betonte ‚Option für
die Armen’ eine „Option des Evangeliums ist, von der unser Heil abhängt“. In diesem
Zusammenhang zitiert er Papst Johannes Paul II., der erklärt habe, dass die Befreiungstheologie
„nicht nur nützlich, sondern auch notwendig“ sei. Man müsse davon aber die marxistischen
Methoden trennen, eine Aufgabe, die theologisch noch nicht genügend erfüllt sei. Ihn
persönlich hätte das Wachsen der Theologie der Befreiung während seiner Studienzeit
in Rom fast dazu gebracht, das Priesterseminar zu verlassen. Heute sei es die Aufgabe
der Kirche, für die sozial Ausgeschlossenen mit Blick auf Gott einzutreten, wie dies
Benedikt XVI. gefordert habe. Hier könnten die Ordenschristen „in der Radikalität
ihrer Berufung“ einen besonderen Beitrag leisten.
Anders als sein Vorgänger
Kardinal Franc Rodé ist Braz de Aviz selber kein Ordensmann. Er habe Kardinalstaatssekretär
Bertone gefragt, ob das nicht ein Hindernis für sein Amt sei, dieser habe ihm aber
versichert, dass es „kein Problem“ darstelle.
Hintergrund Erzbischof
Braz de Aviz ist Nachfolger des im Januar aus Altersgründen zurück getretenen slowenischen
Kardinals Franc Rodé. Zuletzt war er Erzbischof von Brasilia, der Hauptstadt Brasiliens.
Damit ist nach dem Ausscheiden des Präfekten der Kleruskongregation, Kardinal Claudio
Hummes, im letzten Jahr wieder ein Lateinamerikaner Leiter eines Vatikanministeriums.
Die Behörde Braz de Aviz´ ist zuständig für alle Orden, Kongregationen, Säkularinstitute
und Gemeinschaften geweihten Lebens in der katholischen Kirche, denen weltweit rund
eine Million Ordensleute angehören. Die Kongregation prüft beispielsweise die Statuten
und Regeln dieser Institute und verwaltet die Beziehungen zwischen Orden und dem Heiligen
Stuhl.