Der Theologe Paul Zulehner äußerte Kritik an Stimmen, die den Unterzeichnern des Theologieprofessoren-Memorandums
empfahlen, doch „protestantisch zu werden“. Wenn Reformanliegen wie Demokratisierung
oder Neuregelung der Ämterfrage mit diesem Ratschlag beantwortet werden, sei dies
doppelt „verletzend“: zum einen für die „Reform-Katholiken“, die in Loyalität ihre
eigene Kirche erneuern wollten; zum anderen für die evangelische Kirche, der man mit
der Empfehlung „bescheinigt, dass es ihr trotz Reformen nicht gut geht“. Der katholische
deutsche Psychotherapeut und Buchautor Manfred Lütz hatte den Sympathisanten des von
Deutschland ausgegangenen Memorandums via „FAZ“ den Übertritt zur protestantischen
Kirche empfohlen, wo die geforderten Strukturreformen seit langem vollzogen seien.
Zulehner distanzierte sich in seinem Kommentar von der Methode, zu der die Theologen
mit ihrem Memorandum griffen („die Zeit des Resolutionismus ist vorbei“), nicht jedoch
von den Inhalten. Es gelte jene „Irritationen“ zu beseitigen, die sogar Katholiken
aus dem Innenbereich der Kirche zu Protestaustritten veranlassen würden. Statt zu
„moralisieren müsse eine Kirche Gestalt bekommen, die sich „nicht vor der Moderne
fürchtet, sondern diese regelrecht ´umarmt´“, wie Papst Benedikt XVI. unlängst im
Interview-Buch „Licht der Welt“ formuliert habe. (kipa 13.02.2011 mc)