Folge 14. Von Pater
Dariusz Kowalczyk SJ Sind alle Religionen gleich? Sind alle Religionen wahr? Die
Antwort auf diese Fragen muss „Nein” lauten. Man kann vernünftigerweise nicht behaupten,
dass die Sätze „Jesus Christus ist Gott“ und „Jesus Christus ist nicht Gott“ gleichwertig
sind und auf gleiche Weise wahr. Was ist also die wahre Religion? Das Zweite Vatikanum
lehrt, dass die wahre Religion diejenige ist, die Gott selbst den Menschen hat erkennen
lassen; wir glauben, dass diese einzige und wahre Religion in der katholischen und
apostolischen Kirche besteht („subsistiert“). Gleichzeitig lehrt das Konzil in der
Erklärung ‚Nostra Aetate’, dass die katholische Kirche nichts ablehnt, was wahr und
heilig ist in anderen Religionen. Deswegen bedeutet der interreligiöse Dialog nicht
die Gleichmachung aller Religionen, sondern die gemeinsame Suche nach Wahrheit und
das gemeinsame Tun für das Gemeinwohl. Der Dialog darf aber nicht verhindert, dass
die Kirche weiter Christus verkündet, der Weg, Wahrheit und Leben ist. ‚Nostra
Aetate’ bezieht sich vor allem auf den Islam und das Judentum. Die Kirche schätzt
die Muslime, die den einzigen Gott anbeten, eine Aussage, die jüngst erst Benedikt
XVI. wiederholt hat: der Dialog mit dem Islam muss auch das gemeinsame Verständnis
von Freiheit und Wahrheit gegründet sein. Was das Judentum angeht, bekräftigt das
Konzil, dass die Christen mit dem Erbe Abrahams verbunden sind. Alle Äußerungen des
Antisemitismus werden klar verurteilt. Das Zweite Vatikanum will aber nicht den Dialog
mit dem Judentum auf die Shoah beschränken, sondern auch gemeinsam in den Studien
der Schrift und in der Theologie geschwisterlich sich austauschen. Auch wenn man
in den Begegnungen mit den Religionen der Politik nicht ausweichen kann, es steht
doch immer Gott im Zentrum des interreligiösen Dialoges.