Das Land erlebt in
diesen Tagen ein Wechselbad zwischen religiösem Hass und religiöser Verständigung.
Am Dienstagvormittag (Ortszeit) haben tausende Muslime drei Kirchen, ein christliches
Zentrum sowie ein Waisenhaus angegriffen. Bei den Ausschreitungen in Temanggung
in der Provinz Zentral-Java sei ein Pfarrer schwer verletzt worden, als er den Tabernakel
und die Eucharistie schützen wollte. Das berichtet der römische Pressedienst asianews.
Anlass sei die Forderung der Menge nach der Todesstrafe für einen Christen, der wegen
„Missionsarbeit und Blasphemie“ zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden sei. Nach
der Urteilsverkündung konnten dem Bericht zufolge Hunderte Polizisten die aufgebrachten
Muslime nicht beruhigen. Sie zerstörten zunächst den Gerichtssaal und zogen danach
durch die Straßen um „christliche Objekte“ zu treffen. Ein Einsatzwagen der Ordnungshüter
und eine Kirche der Pfingstbewegung wurden angezündet. Neben einer geplünderten katholischen
Kirche sei auch ein katholisches Waisenhaus und ein von Ordensschwestern geleitetes
Gesundheitszentrum zerstört worden.
Im Kontrast dazu läuft in Jakarta die „Woche
der interreligiösen Harmonie“. Die von den Vereinten Nationen geförderte Veranstaltung
wurde bereits am vergangenen Sonntag von Vertretern der wichtigsten Religionen eröffnet:
Muslimen, Christen, Hindus und Buddhisten. „Ziel der Woche ist es, Spannungen zwischen
den unterschiedlichen Religionen abzubauen und das Klima der Brüderlichkeit und Freundschaft
zu konsolidieren, das die indonesische Gesellschaft schon immer charakterisiert hat.“
Das sagte der Sekretär der indonesischen Bischofskonferenz, Bischof Johannes Maria
Pujasumarta, nach Medienberichten. Auch in Jakarta wurde der Beginn der Veranstaltung
von Gewalt überschattet:. Nach Angaben der Nachrichtenagentur fides kamen im Stadtviertel
Pandeglang bei Auseinandersetzungen in einer islamischen Sekte drei Menschen ums Leben,
einer wurde verletzt. „Diese und andere Ereignisse überzeugen uns umso mehr von der
Dringlichkeit, interreligiösen Dialog und Harmonie zu kultivieren“, kommentierte Bischof
Pujasumarta. - Religiöse Minderheiten berichten in Indonesien von wachsender Intoleranz;
nach einem Bericht des unabhängigen Forschungsinstitutes „Setara Institute for Peace
and Democracy“ wurden im Jahr 2010 über 216 Fälle religiöser Diskriminierung gezählt.