Einmal ins Rollen gekommen, geht in Deutschland die Zölibatsdebatte weiter. Der Hamburger
Weihbischof Hans-Jochen Jaschke hält Diskussionen und Klärungen zum Zölibat
für notwendig. „Aber mit öffentlichem Druck und in den Medien geführten Debatten kommen
wir nicht weiter“, sagte Jaschke am Sonntag in Hamburg. Die Kirche müsse ihren eigenen
Weg finden. Sie dürfe sich nicht einem Diktat von Mehrheitsmeinungen unterwerfen.
„Widerstehen wir der Versuchung zu einer billigen Anpassung“, sagte Jaschke. Der Zölibat
müsse ein unbequemes und wichtiges Zeichen der Freiheit für Gott und die Menschen
bleiben. Die Kirche und die moderne Welt dürften es nicht verlieren.
Auch
der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat am Wochenende die Bedeutung
des Zölibats für die Kirche betont und sprach sich für seine Beibehaltung aus. „Der
Zölibat gehört zur gewachsenen Identität der katholischen Kirche. Er verkörpert die
besondere Qualität der Lebensweise Jesu“, sagte der Bischof bei einem Podiumsgespräch
in Köln. Wo das ehelose Leben des Priesters stimmig und glaubwürdig gelebt werde,
mache es frei. „Es bewegt den Priester, sich ganz Gott und den Menschen hinzugeben“,
so Tebartz-van Elst. Es sei aber „zugleich wichtig, Voraussetzungen dafür zu schaffen,
dass die Ehelosigkeit der Priester glaubwürdig gelebt werden kann“.
Der Kölner
Kardinal Joachim Meisner wies ein Memorandum von Theologen aus dem deutschsprachigen
Raum zurück; in dem Text hatten sie sich vor ein paar Tagen u.a. gegen den Zölibat
und für die Öffnung des kirchlichen Amtes für Frauen ausgesprochen. Meisner wörtlich:
„Wenn katholische Professoren uns in einem Brief schreiben, dass wir zum Beispiel
das Naturrecht nicht mehr zu beachten brauchen in der Zweigeschlechtlichkeit, wie
der Schöpfer den Menschen geschaffen hat – dann kann ich mich nur an den Kopf fassen
und fragen: Wo leben die denn?“
Der frühere Regensburger Dogmatiker Wolfgang
Beinert glaubt, an der Überprüfung der Zölibatspflicht für katholische Priester
führe kein Weg vorbei. „Das ist eine schwierige Entscheidung, aber man wird nicht
um sie herumkommen“, sagte der Theologe am Montag im Bayerischen Rundfunk. Die Kirche
müsse handeln, weil sie sonst angesichts der „erschreckenden Zahlen“ beim Priesternachwuchs
ihre Aufgabe in Mitteleuropa und vielen anderen Teilen der Welt nicht mehr erfüllen
könne. Beinert fügte hinzu, nach seinen Informationen denke der Vatikan tatsächlich
über eine Änderung nach. Der Vorschlag, bewährte verheiratete Männer (viri probati)
zu weihen, sei nur eine „Übergangslösung“. Auf Dauer könne damit der Priestermangel
nicht behoben werden. - Beinert war Assistent des heutigen Papstes, als Joseph Ratzinger
1969 von der Universität Tübingen nach Regensburg wechselte.