D: Bischofskonferenz sieht im Aufruf der Theologen „gutes Signal“
Die „Süddeutsche Zeitung“ hat an diesem Donnerstag einen offenen Brief veröffentlicht,
der von 144 deutschsprachigen katholischen Theologen unterzeichnet ist. Unter der
Überschrift „Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch“ werfen die Autoren einen Blick
hinter die Skandale des letzten Jahres, sie fordern ein, dass die Kirche sich an der
Freiheitsbotschaft des Evangeliums orientiert. Es geht ihnen um die Macht- und Kommunikationsstrukturen
der Kirche, um die Gestalt des kirchlichen Amtes und um die Beteiligung der Gläubigen.
In all dem dürfe sich die Kirche nicht ängstlich abschotten, sondern müsse durch Offenheit
Vertrauen zurück gewinnen.
Der Sekretär der deutschen Bischofskonferenz, Pater
Hans Langendörfer, sieht laut einer Pressemitteilung in dem Memorandum ein gutes Zeichen.
Zum Gespräch über die Zukunft von Glauben und Kirche in Deutschland haben die Bischöfe
eingeladen, „es ist ein gutes Signal, dass sich auch die Unterzeichner daran
beteiligen wollen. Seit über zwanzig Jahren gibt es einen strukturierten Dialog der
deutschen Bischöfe mit den Fachleuten der verschiedenen Fächer der Theologie. Er hat
sich bewährt und ist für beide Seiten vorteilhaft.“
Langendörfer sieht
in dem Text aber auch Spannungen, vor allem zu „theologischen Überzeugungen und kirchlichen
Festlegungen von hoher Verbindlichkeit“. Hier brauche es dringend eine weitere Klärung. „Die
Kirche in Deutschland sucht mit neuer Lebendigkeit danach, wohin sie ihr Pilgerweg
heute führt. Fehler und das Versagen der Vergangenheit sollen, genauso wie die Defizite
und Reformerfordernisse der Gegenwart, besprochen und anerkannt werden. Sperrigen
Themen ist dabei nicht zu entkommen. Angst ist in der Tat kein guter Ratgeber. Im
Dialog dürfen akademische Weitsicht und intellektueller Scharfsinn, die eine besondere
Chance der akademischen Theologie sind, nicht fehlen.“
Auch das Zentralkomitee
der deutschen Katholiken äußerte sich positiv zu der Erklärung. Sie sei ganz im Sinne
der von der Deutschen Bischofskonferenz und dem ZdK angestoßenen Dialoginitiative,
sagte ZdK-Sprecher Theodor Bolzenius der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in
Bonn. „Wir begrüßen, dass das Gespräch jetzt weiter in Gang kommt und ganz verschiedene
Gruppen sich äußern.” Die Themen deckten sich weithin mit denen, die auch das ZdK
als wichtig ansehe.
Das Memorandum Die Autoren benennen sechs
„Handlungsfelder“, in denen sie den „offenen Dialog“ einfordern. Zuerst gehen die
Unterzeichner auf die Strukturen der Beteiligung am kirchlichen Leben ein: die Kirche
brauche synodale Strukturen. Der Text wendet sich ebenfalls dem Problem des in den
Großpfarreien erodierenden Gemeindelebens zu, unter diesem Punkt werden auch verheiratete
Priester und die Priesterweihe der Frau eingefordert. Weitere Themen für den Dialog
befassen sich mit der Rechtskultur in der Kirche, dem Umgang mit Sünden in den eigenen
Reihen, mit der Gewissensfreiheit und damit der Verantwortung des Einzelnen und schließlich
mit der Kulturbezogenheit von Liturgie. Die Erklärung schließt mit dem Hinweis „Angst
war noch nie ein guter Ratgeber in Zeiten der Krise.“
Gerichtet ist der Brief
„an alle, die es noch nicht aufgegeben haben, auf einen Neuanfang in der Kirche zu
hoffen und sich dafür einzusetzen.“