Pakistan: Regierung hält an umstittenem Blasphemiegesetz fest
Pakistans Regierung
hält am Blasphemiegesetz fest. Eine Änderung der drei umstrittenen Paragraphen komme
nicht in Frage, sagte Ministerpräsident Jusuf Gilani der Zeitung "Pakistan Observer"
vom Donnerstag. Am Wochenende hatten rund 40.000 Islamisten gegen eine Änderung des
Gesetzes demonstriert. Dabei hatten sie Kreuze und Bilder von Papst Benedikt XVI verbrannt,
der Mitte Januar gefordert hatte, dass Gesetz abzuschaffen. Derzeit in Rom ist der
Bischof von Faisalabad, Joseph Coutts. Er erklärt gegenüber Radio Vatikan:
„Die
extremistischen Moslems sagen, dass dieses Gesetz gemacht wurde, um die Ehre des Profeten
Mohammed zu verteidigen. Wenn irgendjemand sagt, dass das Gesetz abgeschafft werden
soll, dann heißt dass, dass man den Profeten Mohammed beleidigt. Was aber nicht wahr
ist. Was wir sagen – und ich denke auch der Heilige Vater meint das so – ist, dass
dieses Gesetz missbraucht wird. Eine Menge Ungerechtigkeiten werden im Namen des Gesetzes
begangen. Viele Menschen werden zu Unrecht beschuldigt.“
Am Mittwoch hatte
auch die frühere Informationsministerin von Pakistan, Sherry Rehman, das Gesetz kritisiert.
Zu Unrecht Angeklagten müsse die Gelegenheit gegeben werden, ihre Unschuld vor Gericht
zu beweisen, sagte sie der Zeitung „The News International“. Bischo Coutts betonte,
dass das Gesetz nicht nur gegenüber Andersgläubigen missbraucht werde:
„Wenn
du mit jemandem persönlich im Streit bist, dann reicht es, ihn einer Sache zu beschuldigen,
zu sagen, er habe den Koran entheiligt oder gegen den Propheten Mohammed geprochen
– und er wird in große Schwierigkeiten gelangen. Viele Menschen sind deshalb schon
getötet worden. Und dabei rede ich nicht nur von Christen. Auch viele Moslems sind
durch falsche Beschuldigungen in Schwierigkeiten geraten.“
Coutts erinnerte
daran, dass der Gouverneur der Provinz Punjab vor zwei Wochen von seinem Leibwächter
getötet worden sei, weil er das Blasphemiesetz kritisiert habe. Der Gouverneur sei
keineswegs ein Christ, sondern ein gläubiger Moslem gewesen. Dennoch seien die Christen
als Minderheit in Pakistan besonders gefährdet. – In dem Land gehören nur 2% der rund
170 Millionen Einwohner einer christlichen Konfession an.