2011-02-03 16:39:56

EU: Falsch verstandene Diplomatie


Die Statistiken belegen es. Die Christen sind die momentan am stärksten verfolgte religiöse Minderheit weltweit. Allein die jüngsten Angriffe auf die christliche Glaubensgemeinschaft in Ägypten, dem Irak und Pakistan verdeutlichen die zum Teil lebensbedrohlichen Umstände, denen Christen in manchen Gebieten der Welt ausgesetzt sind.

Zum Schutz religiöser Minderheiten verfasste das EU-Parlament vergangene Woche eine Erklärung, die die kritische Lage jener verfolgten Christen weltweit besonders erwähnt.

Ein Schritt, der den Europaparlamentariern gelang, bei dem der Rat der EU-Außenminister am Montag aber scheiterte. Die EU-Außenminister konnten sich nicht auf einen gemeinsamen Textentwurf zum Thema Religionsfreiheit einigen, der den Missstand der verfolgten Christen weltweit gesondert hervorhebt. Johanna Touzel, die Pressesprecherin der katholischen Bischofskommission ComECE, weiß warum:

„Im Ministerrat, so haben wir es gehört, gab es manche Länder, die einen Clash der Zivilisationen befürchteten, wenn man die Christen erwähnte. Für zum Beispiel England, skandinavische Länder, aber auch Spanien und Portugal war es deshalb Tabu.“

Einige europäische Außenminister hatten offenbar Angst um den interkulturellen Frieden in ihren Heimatstaaten. Dabei rechtfertigen für Johanna Touzel schon allein die Zahlen eine besondere Erwähnung der verfolgten Christen:

„Es gibt seit einigen Jahren jetzt ganz klare Statistiken zur religiösen Verfolgung. Alle sind sich einig über die Tatsache, dass die Christen 70% der Verfolgten weltweit ausmachen.“

Einige Staaten haben hingegen darauf gedrängt, die Misere der Christen besonders zu erwähnen.

„Das ist nicht nur Italien, sondern auch Frankreich, Deutschland, Polen, Ungarn und viele andere Länder, die diesen Vorschlag als ganz natürlich betrachteten. Denn wenn man religiöser Verfolgung spricht im Januar 2011, dann sind ganz klar die Christen betroffen in der Welt.“

Das vorläufige Scheitern eines gemeinsamen Textes zum Thema religiöse Verfolgung, der explizit die Situation der verfolgten Christen anerkennt und anklagt, ist von Kirchenvertretern und EU-Parlamentariern seit Montag vielfach kritisiert worden. Für Johanna Touzel geht die Rechnung nicht auf, mit der die betroffenen EU-Minister durch Zurückhaltung den Frieden zwischen den Religionen aufrecht erhalten wollen.

„Die EU sollte endlich nicht mehr so schüchtern und vorsichtig sein bezüglich dieses Themas. Denn in der Diplomatie muss man manchmal auch ganz klar die Sachen sagen und man muss ganz klar sagen: Wir haben Grundwerte in der EU und die verteidigen wir.“

(rv 03.02.0211 pr/cs)







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