2011-02-02 11:54:59

Vatikan: „Kircheneinheit war größer als angenommen“


RealAudioMP3 Der ökumenische Dialog zwischen der katholischen und den orientalisch-orthodoxen Kirchen macht Fortschritte: Die Angehörigen der offiziellen Dialogkommission, die in der Vorwoche in Rom zu ihrem jährlichen Treffen zusammenkamen, konnten mit einem überraschenden Ergebnis ihres intensiven Austausches aufwarten. Die Kommunikation sowie die gelebte Einheit der unterschiedlichen Kirchen in vorkonstantinischer Zeit waren – gerade in Krisenzeiten – größer als bisher angenommen.

Es gibt eine „positive ökumenische Strahlkraft“, sagte gegenüber Kathpress der Salzburger Kirchenhistoriker und Berater des Päpstlichen Einheitsrates, Dietmar Winkler.

„Von diesem offiziellen Dialog der Kirchen geht eine Strahlkraft aus, die gerade auch den stockenden katholisch-orthodoxen Dialog positiv beeinflussen könnte. Bei der Dialog-Tagung der internationalen Kommission wurde die gelebte Kircheneinheit zwischen den Kirchen der ersten fünf Jahrhunderte bis zur Trennung nach dem Konzil von Chalcedon (451) diskutiert. Der Dialog hat nicht nur wegen der dort herrschenden vertrauensvollen Atmosphäre Vorbildcharakter, auch inhaltlich kann er den katholisch-orthodoxen Dialog, der zuletzt bei einer Dialog-Tagung in Wien zur Primatsfrage ins Stocken geriet, neu ausrichten.“

So zeigen die Ergebnisse der Tagung, dass es ein erstaunliches Maß an Kommunikation gerade in Krisenzeiten zwischen den frühen Kirchen der vorkonstantinischen Zeit gegeben habe.

„Die Quellen zeigen eine erstaunlich intensive Kommunikation unter den christlichen Kirchen - von Ägypten bis Armenien, von Syrien bis Spanien - und das alles ohne ein nominelles Kirchenzentrum.“

Gerade diese Einsicht könne laut Winkler dem katholisch-orthodoxen Dialog positive Impulse geben - stockt er doch seines Erachtens an einer Verengung auf ein römisches Reichskirchenmodell, d.h. an einer Engführung auf die Primatsfrage und die Hierarchisierung der Patriarchate von Rom über Konstantinopel bis nach Alexandrien, Antiochien, Jerusalem und Moskau.

Das nächste Treffen der Dialogkommission wird laut Kommunique in Addis Abeba (Äthiopien) vom 16. bis 23. Januar 2012 stattfinden. Dabei sollen laut Winkler die Studien zur gelebten Kirchengemeinschaft der ersten fünf Jahrhunderte in Friedenszeiten vertieft werden. Ziel der Beratungen sei es dann, die letzten Tagungsergebnisse erneut zusammenzufassen und - in einem nächsten Schritt - ein weiteres offizielles Konsenspapier zu erarbeiten.

Hintergrund
Der orientalisch-orthodoxen Delegation gehören Vertreter der koptisch-orthodoxen Kirche, der syrisch-orthodoxen Kirche, der armenisch-apostolischen Kirche (vertreten durch die beiden Katholikate von Etschmiadzin und Antelias), der äthiopisch-orthodoxen Kirche, der orthodoxen Kirche von Eritrea sowie der malankarisch syrisch-orthodoxen Kirche von Indien an. Der katholischen Delegation gehören auch Vertreter der orientalischen unierten Kirchen an, so der koptisch-katholischen, der syrisch-katholischen, der armenisch-katholischen, der maronitischen, der syro-malabarischen, der syro-malankarischen und der äthiopisch-katholischen Kirche. Gegründet wurde die Dialogkommission im Januar 2003 auf gemeinsame Initiative des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und der Oberhäupter der orientalisch-orthodoxen Kirchen. Seit 2004 finden jeweils Ende Jänner jährliche gemeinsame Treffen der Kommission statt, um den ökumenischen Dialog, der als Ziel die sichtbare Einheit der Kirchen vor Augen hat, weiter voranzutreiben.

(kap 02.02.2011 mg)







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