2011-02-02 13:18:00

Kard. Brandmüller: „Kirche ist mehr als ein Unternehmen“


RealAudioMP3 Durch eine Änderung der Voraussetzung zum Priesteramt kann die Kirche den Priestermangel nicht beseitigen. Davon ist Kardinal Walter Brandmüller überzeugt. Gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“ (Mittwoch) sagte er, dass das Priestermangel-Argument „rein pragmatischer Art“ sei und damit dem Thema nicht angemessen.

Bei der Zulassung zum Priesteramt seien weltliche Zweckmäßigkeit oder Machbarkeit nicht maßgeblich, so Kardinal Walter Brandmüller. Und stellt die rhetorische Frage: Wem fiele es denn ein, die Einstiegsnote für den Staatsdienst zu senken, um einem Juristenmangel abzuhelfen? Die Kirche sei mehr als ein Unternehmen oder eine andere bloße Form menschlicher Gesellschaft. Gott berufe Priester; der Zölibat sei keine Bürde, „wohl aber eine Hürde, die zu überspringen ist, wenn ein junger Mann der Berufung zum Priestertum folgen will“. Könne oder wolle er sie nicht überspringen, „dann ist er auch nicht berufen“.

Perspektive des Lebens Jesu
Der Zölibat als priesterliche Lebensform müsse in der Perspektive des Lebens Jesu und seiner Apostel gesehen werden. Brandmüller widersprach auch dem Hinweis von Zölibatskritikern auf die Befreiung ehemals evangelischer und anglikanischer Geistlicher von der Pflicht zur Ehelosigkeit. Dabei reagiere die katholische Kirche auf die oft dramatisch verlaufene „individuelle Lebens- und Glaubensgeschichte von Konvertierten“. Bei den Anglikanern sei die Ausnahmeregelung zudem auf die aktuelle Generation beschränkt.

Kardinal Lehmann kritisiert
In der aktuellen Debatte um den Zölibat gebe es eine „doppelte Dialogunfähigkeit“. Das beklagt der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann. Manche Kommentatoren hätten kirchlichen Amtsträgern pauschal eine Unfähigkeit zur Erneuerung vorgeworfen, kritisiert Lehmann in einem am Dienstag vorab veröffentlichten Beitrag für die Mainzer Diözesanzeitung „Glaube und Leben“. Zugleich kritisierte der langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz den Ton, den Kardinal Walter Brandmüller in seinem Brief gegen die Stellungnahme angeschlagen hatte. Vor allem sei er zutiefst enttäuscht darüber, wie in Brandmüllers Brief der amtierende Bundestagspräsident und damit die nach dem Bundespräsidenten zweithöchste Autorität in der Bundesrepublik, eine amtierende Bundesministerin und drei hochverdiente Ministerpräsidenten behandelt würden. „Dies ist in unserem Land nicht der Stil, mit dem wir auch bei Meinungsverschiedenheiten miteinander umgehen“, so Lehmann.

Hintergrund
Anlass für die aktuelle Debatte ist eine Stellungnahme namhafter katholischer CDU-Politiker zur Weihe von viri probati. Zu den Unterzeichnern gehören Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundesbildungsministerin Annette Schavan und die früheren Länder-Regierungschefs Bernhard Vogel, Erwin Teufel und Dieter Althaus. Sie ist als Bitte an die deutschen Bischöfe formuliert und trägt die Überschrift „Wie dem zunehmenden Priestermangel begegnet werden kann“.

(kna/pm 02.02.2011 mg)







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