Im Südsudan freuen
sich Kirchenleute mit den Bürgern über das erfolgreich durchgeführte Referendum zur
Unabhängigkeit, aber sie lenken den Blick auch auf die gewaltigen Herausforderungen,
vor denen beide Landesteile nun stehen. John Ashworth berät die Sudanesische Bischofskonferenz
in ökumenischen Fragen. Er ortet mehrere Problemfelder, mit denen der Sudan in nächster
Zeit konfrontiert sein wird.
„Bis jetzt ist noch nicht festgelegt, wo genau
die Grenze zwischen Nord- und Südsudan verlaufen soll. Weiters gibt es keine Absprachen
über das Teilen der Erdöl-Einkünfte, noch über die Aufteilung der Staatsschulden,
noch über Staatsbürgerschaften. Das bedeutet echte Ängste für Südsudanesen, die im
Norden bleiben. Offene Fragen betreffen aber auch den Nordsudan. In der Hauptstadt
Karthum und anderswo kommt es zu Demonstrationen. In Khartum sitzt ein sehr unpopuläres
Regime. Ich denke, die anderen Partei und viele Bürger haben erkannt, dass sie diesem
Regime auf Verderb und Gedeih ausgeliefert sind ohne, sozusagen, den Stoßdämpfer Südsudan,
der mit seiner Befreiungsbewegung immerhin ein Alliierter gegen die Zentralregierung
war. Die ganze Herausforderung, diesen neuen Staat zu schaffen, setzt sich fort.“
Zu nahezu hundert Prozent haben die Südsudanesen für eine Abtrennung ihrer
Gebiete von der Zentralregierung in Khartum gestimmt wie am Sonntag bekannt gegeben
wurde. Am 9. Juli will der Süden in die Unabhängigkeit gehen.