Es ist keine Neuigkeit,
dass Medien gerne Sensationsmeldungen verkünden – oder zumindest glauben, dass sie
das tun. So hat diese Woche die „Süddeutsche Zeitung“ eine alte Veröffentlichung aus
den 1970er Jahren als Sensationsfund gemeldet. Es handelte sich um das Memorandum
der Theologen Karl Rahner, Walter Kasper, Karl Lehmann und Joseph Ratzinger. Vorneweg:
Dieses Schreiben war schon damals – in den 70er – heftig diskutiert worden. Brisanz
hat das für die heutige Zeit nur aus einem Grund: der heutige Papst Benedikt XVI.
hat mit Kasper und Lehmann – zwei inzwischen prominente Kardinäle – damals eindringlich
an die deutschen Bischöfe appelliert, den Zölibat der Priester auf den Prüfstand zu
stellen.
Und heute? Nun, über den Zölibat hat Papst Benedikt XVI. oft und sehr
klar gesprochen. So zum Beispiel in seiner Ansprache an die Bischöfe aus Südafrika,
Botswana, Swasiland, Namibia und Lesotho anlässlich ihres Ad Limina-Besuchs am 10.
Juni 2005:
„In einer Welt voller Versuchungen werden Priester gebraucht,
die sich ganz und gar ihrer Sendung widmen. Daher sind sie aufgefordert, auf besondere
Weise völlig offen zu sein für den Dienst am Nächsten, wie Christus ihn vorlebte,
indem sie das Geschenk des Zölibats annehmen. Die Bischöfe sollen sie dabei unterstützen,
damit diese Gabe nie zur Last wird, sondern stets lebensspendend bleibt. Ein Weg,
um das zu erreichen, ist, die Diener des Wortes und des Sakraments zur ständigen Weiterbildung,
zu Exerzitien und zu Tagen der Meditation und Besinnung zusammenkommen zu lassen.“
Die
Ehelosigkeit des Priesters sei nicht einfach, betonte immer wieder der Papst. Dazu
braucht es auch eine „affektive Reife“, wie er in der Ansprache bei der Begegnung
mit dem polnischen Klerus in Warschau am 25. Mai 2006 sagte:
„In Wirklichkeit
gelangt man nur zur affektiven Reife, wenn das Herz Gott anhängt. Christus braucht
Priester, die reif und mannhaft sind, fähig, eine wahre geistliche Vaterschaft auszuüben.
Damit das geschieht, bedarf es der Aufrichtigkeit mit sich selbst, der Öffnung gegenüber
dem geistlichen Begleiter und des Vertrauens auf die göttliche Barmherzigkeit.“
Auch
möchte der Papst keinen Kontrast zwischen dem Ehesakrament und dem Priestersein hervorrufen.
Im Gegenteil, Verheiratete und Priester sollten gemeinsam „arbeiten“, so Benedikt
XVI. bei einer Begegnung mit Priestern aus der Diözese Albano am 31. August 2006.
„Mir
scheint, dass wir Priester auch von den Eheleuten lernen können, gerade von ihren
Leiden und Opfern. Wir denken oft, nur der Zölibat sei ein Opfer. Aber wenn wir die
Opfer der verheirateten Menschen kennen – denken wir an ihre Kinder, an die entstehenden
Probleme, an die Ängste, die Leiden, die Krankheiten, an die Auflehnung gegen die
Eltern und auch an die Probleme der ersten Lebensjahre, in denen es überwiegend schlaflose
Nächte gibt, weil die kleinen Kinder weinen -, müssen wir es von ihnen, von ihren
Opfern lernen, unsere Opfer zu bringen. Und miteinander müssen wir lernen, dass es
schön ist, durch die Opfer zu reifen und so für das Heil der anderen zu arbeiten.“