2011-01-28 12:06:52

Papst: „Besorgt über Schikanen gegen Christen“


RealAudioMP3 Papst Benedikt hat erneut an die Diskriminierung von Christen im Nahen Osten erinnert. Im Vatikan empfing er an diesem Freitag die vatikanische Dialogkommission mit altorientalischen Kirchen, die seit 2003 besteht. Zu diesen „orientalisch-orthodoxen“ Kirchen, die sich spätestens nach dem Konzil von Chalkedon 451 von der römischen Kirche trennten, gehören u.a. die koptischen Christen Ägyptens.

„Viele von euch kommen aus Regionen, wo Christen als Einzelne oder als Gemeinschaft Diskriminierung und Schwierigkeiten erleben. Das ist ein Grund großer Sorge für uns alle. Alle Christen müssen in gegenseitiger Akzeptanz und Vertrauen zusammenarbeiten, um der Sache des Friedens und der Gerechtigkeit zu dienen! Möge die Fürsprache und das Beispiel so vieler Märtyrer und Heiliger, die in all unseren Kirchen Christus mutig bezeugt haben, euch und eure christlichen Gemeinschaften stärken!“

Anders als bei früheren Gelegenheiten in diesem Januar appellierte Papst Benedikt nicht ausdrücklich an die Regime im Nahen Osten, sie sollten den Christen Religionsfreiheit gewähren. Diese Appelle belasten derzeit vor allem die Beziehungen des Vatikans zu Ägypten.

Womöglich auf Anweisung der Regierung hat Kairos al-Azhar-Universität ihren Dialog mit dem Vatikan – der seit 1998 bestand – kürzlich auf Eis gelegt. Der koptisch-katholische Patriarch, Kardinal Antonios Naguib, sieht dahinter lediglich ein „Kommunikationsproblem“: Bei einem Treffen seiner Weihbischöfe mit dem Großimam der al-Azhar, Ahmad Al Tayyeb, habe sich gezeigt, dass die Uni sich auf Presseberichte stützte, in denen die Papstäußerungen verkürzt wiedergegeben wurden. Er hoffe, so der Kardinal, dass dieser islamisch-vatikanische Dialog bald wieder aufgenommen werde.

Nicht auf den Dialog mit der al-Azhar, aber auf den vatikanisch-altorientalischen Dialog ging Papst Benedikt an diesem Freitag noch ausführlich ein:

„In einer ersten Phase von 2003 bis 2009 entstand ein gemeinsamer Text zum Wesen und zur Mission der Kirche. Wir können dankbar sein, dass wir nach fast 1.500 Jahren der Trennung doch eine gemeinsame Haltung haben u.a. zur apostolischen Sukzession bei den Priestern. Mittlerweile geht es um eine historische Untersuchung der Phase bis zum 5. Jahrhundert, in der unsere Kirchen noch geeint waren. Seien wir zuversichtlich, dass eure theologische Reflexion unsere Kirchen nicht nur zu größerem gegenseitigem Verständnis führt, sondern schließlich zur vollen Gemeinschaft, zu der uns der Wille Christi ruft!“

Übrigens: Die ägyptische Führung hat in diesen Stunden andere Probleme, als sich um den Dialog mit dem Vatikan zu kümmern. Massenproteste auf den Straßen setzen Präsident Mubarak unter Druck; an diesem Freitag gingen nach dem islamischen Freitagsgebet auch die Muslimbrüder gegen das Regime auf die Straße. Die Regierung hat den Internetzugang eingeschränkt; dennoch gibt es nach Angaben der Nachrichtenagentur reuter eine Facebook-Seite, wo zahlreiche Kairoer Moscheen und Kirchen als Treffpunkte für die Demonstrationen aufgeführt werden. Nach Darstellung der Facebook-Seite schließen sich „Moslems und Christen in Ägypten zusammen, um gegen Korruption, Arbeitslosigkeit, Unterdrückung und mangelnde Freiheit zu demonstrieren“. Nach ersten Berichten sollen die Proteste in Kairo an diesem Freitag mindestens drei Todesopfer unter den Demonstranten gefordert haben.

(rv 28.01.2011 sk)








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