Papst Benedikt hat
erneut an die Diskriminierung von Christen im Nahen Osten erinnert. Im Vatikan empfing
er an diesem Freitag die vatikanische Dialogkommission mit altorientalischen Kirchen,
die seit 2003 besteht. Zu diesen „orientalisch-orthodoxen“ Kirchen, die sich spätestens
nach dem Konzil von Chalkedon 451 von der römischen Kirche trennten, gehören u.a.
die koptischen Christen Ägyptens.
„Viele von euch kommen aus Regionen, wo
Christen als Einzelne oder als Gemeinschaft Diskriminierung und Schwierigkeiten erleben.
Das ist ein Grund großer Sorge für uns alle. Alle Christen müssen in gegenseitiger
Akzeptanz und Vertrauen zusammenarbeiten, um der Sache des Friedens und der Gerechtigkeit
zu dienen! Möge die Fürsprache und das Beispiel so vieler Märtyrer und Heiliger, die
in all unseren Kirchen Christus mutig bezeugt haben, euch und eure christlichen Gemeinschaften
stärken!“
Anders als bei früheren Gelegenheiten in diesem Januar appellierte
Papst Benedikt nicht ausdrücklich an die Regime im Nahen Osten, sie sollten den Christen
Religionsfreiheit gewähren. Diese Appelle belasten derzeit vor allem die Beziehungen
des Vatikans zu Ägypten.
Womöglich auf Anweisung der Regierung hat Kairos
al-Azhar-Universität ihren Dialog mit dem Vatikan – der seit 1998 bestand – kürzlich
auf Eis gelegt. Der koptisch-katholische Patriarch, Kardinal Antonios Naguib, sieht
dahinter lediglich ein „Kommunikationsproblem“: Bei einem Treffen seiner Weihbischöfe
mit dem Großimam der al-Azhar, Ahmad Al Tayyeb, habe sich gezeigt, dass die Uni sich
auf Presseberichte stützte, in denen die Papstäußerungen verkürzt wiedergegeben wurden.
Er hoffe, so der Kardinal, dass dieser islamisch-vatikanische Dialog bald wieder aufgenommen
werde.
Nicht auf den Dialog mit der al-Azhar, aber auf den vatikanisch-altorientalischen
Dialog ging Papst Benedikt an diesem Freitag noch ausführlich ein:
„In einer
ersten Phase von 2003 bis 2009 entstand ein gemeinsamer Text zum Wesen und zur Mission
der Kirche. Wir können dankbar sein, dass wir nach fast 1.500 Jahren der Trennung
doch eine gemeinsame Haltung haben u.a. zur apostolischen Sukzession bei den Priestern.
Mittlerweile geht es um eine historische Untersuchung der Phase bis zum 5. Jahrhundert,
in der unsere Kirchen noch geeint waren. Seien wir zuversichtlich, dass eure theologische
Reflexion unsere Kirchen nicht nur zu größerem gegenseitigem Verständnis führt, sondern
schließlich zur vollen Gemeinschaft, zu der uns der Wille Christi ruft!“
Übrigens:
Die ägyptische Führung hat in diesen Stunden andere Probleme, als sich um den Dialog
mit dem Vatikan zu kümmern. Massenproteste auf den Straßen setzen Präsident Mubarak
unter Druck; an diesem Freitag gingen nach dem islamischen Freitagsgebet auch die
Muslimbrüder gegen das Regime auf die Straße. Die Regierung hat den Internetzugang
eingeschränkt; dennoch gibt es nach Angaben der Nachrichtenagentur reuter eine Facebook-Seite,
wo zahlreiche Kairoer Moscheen und Kirchen als Treffpunkte für die Demonstrationen
aufgeführt werden. Nach Darstellung der Facebook-Seite schließen sich „Moslems und
Christen in Ägypten zusammen, um gegen Korruption, Arbeitslosigkeit, Unterdrückung
und mangelnde Freiheit zu demonstrieren“. Nach ersten Berichten sollen die Proteste
in Kairo an diesem Freitag mindestens drei Todesopfer unter den Demonstranten gefordert
haben.