Der Kirchenkünstler
Markus Lüpertz ist mit der Arbeit der katholischen Kirche unzufrieden. „Wieso laufen
die Leute heute zum Islam über oder werden Sektenmitglieder? Weil die Leute ein unheimliches
Bedürfnis nach Gott haben.“ Das sagte Lüpertz im Interview mit dem Kölner Domradio.
Die Kirche habe in letzter Zeit auf dieses religiöse Bedürfnis nur unzureichend geantwortet.
„Die
Kirche vermittelt Gott, und da hat sie einfach ihre Aufgabe in letzter Zeit sehr vernachlässigt.
Sie hat sich zu sehr ums Soziale gekümmert.“ Sie habe, so meint der Maler und
Bildhauer, „zu sehr an ihren Dogmen rummäkeln lassen, sie hat ihre Rituale vernachlässigt“;
eine Kirche, die sich nur noch als Sozialstruktur für arme und alte Leute sehe, verfehle
allerdings ihren Auftrag. Nach Ansicht des langjährigen Direktors der bekannten Düsseldorfer
Kunstakademie ist auch das kirchliche Engagement für die Kunst zu kurz gekommen: 20
bis 30 Jahre lang habe die Kirche kaum noch Kunst gefördert, doch heute „entdeckt
die Kirche die Kunst als guten Partner für die Vermittlung des Geistigen“ wieder.
Parallel zu dem von Lüpertz diagnostizierten Glaubensverlust gibt es auch einen
großen Verlust an Bildung: „Das geht Hand in Hand - das sind zwei Dinge, die es
zu beklagen und die es zu ändern gilt. Das ist, was mich umtreibt.“ Lüpertz hat
in den vergangenen Jahren oft in Kirchen ausgestellt und in kirchlichem Auftrag Glasfenster
entworfen. So schuf er in den neunziger Jahren Fenster für die Kathedrale im französischen
Nevers. Im vergangenen Jahr vollendete er mehrere Glasfenster für die Kölner Dominikanerkirche
St. Andreas.