D: „Globalisierung zieht Gräben zwischen Arm und Reich“
Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga aus Honduras sieht in der Globalisierung die Gefahr,
dass zwischen Ländern und Kulturen neue Mauern und Zäune errichtet und zwischen Armen
und Reichen tiefe Gräben gezogen würden. Beim „Don Bosco Forum“ in Bonn sagte der
Salesianer und Erzbischof von Tegucigalpa, es sei ein Irrtum zu glauben, dass das
wirtschaftliche Wachstum allen Menschen zugute komme. Das Beispiel der neuen Technologien
zeige, dass Arbeitskraft und Kreativität der Armen nach wie vor schamlos ausgebeutet
würden, um die Reichen - egal ob diese im Norden oder im Süden dieser Welt lebten
- weiter und besser zu bedienen. Der Norden beute zudem nicht nur die materiellen
Ressourcen des Südens aus, sondern sauge auch verstärkt dessen menschliche Ressourcen
ab. Der Zusammenbruch des Finanzsystems habe gezeigt, dass viele Banken und Großteile
der Wirtschaft auch hierzulande nicht Arbeitnehmern und Kleinsparern verpflichtet
seien, sondern Großunternehmen und Aktionären. Aus dem Desaster seien keine Lehren
gezogen worden, denn immer noch strebe das System nach Maximierung des Profits und
nicht nach Beschaffung und Sicherung von Arbeit. Der Kardinal bedauerte, dass in der
weltweiten Debatte um eine gerechte Verteilung der irdischen Güter die Stimme der
Kirche derzeit kaum Gehör finde, weil sie durch den Missbrauchskandal großen Schaden
erlitten und ihre moralische Autorität vielfach in Frage gestellt werde. Sünde und
Versagen dürften für die Kirche aber kein Grund sein, sich aus ihrer Verantwortung
zu verabschieden.