Bruder Paulus Terwitte: „Grundsatzdiskussion über Priestertum nötig“
Prominente CDU-Politiker
hatten Ende vergangener Woche in einem Brief an die deutschen Bischöfe gefordert,
die Priesterweihe von verheirateten „bewährten Männern“, sogenannten viri probati,
zuzulassen, um dem Priestermangel entgegenzuwirken. Im Interview mit dem Kölner Domradio
plädiert der Kapuzinerbruder Paulus Terwitte für eine Grundsatzdiskussion zum Thema,
die über die praktische Frage des Priestermangels hinausgeht:
„Zölibat
hin, Zölibat her - die Kirche braucht eine Diskussion darüber, warum wir gerne Priester
haben wollen und warum wir gerne Bischöfe haben wollen; dass man herausfindet, was
Sinn und Inhalt des Priesteramtes sind. (…) Mit Politik ist der Kirche und ihren Nöten
nicht beizukommen. Wir brauchen eine geistliche Diskussion und einen geistlichen Aufbruch.
Und dann lasse ich auch gerne mit mir reden darüber, ob Jesus auch will, dass einige
Priester unserer Kirche verheiratet sein können. Aber solange wir keine Begeisterung
dafür haben, dass wir Priester unter uns haben, will ich gar nicht über das Fallen
des Zölibates reden.“
Terwitte beobachtet eine Sprachlosigkeit in der Kirche
darüber, „wozu Jesus uns eigentlich die Priester schenkt, wofür er uns die Diakone
schenkt, wofür er uns die Bischöfe schenkt“. Das Ganze erscheine „wie eine Art Machtapparat“,
der nun irgendeine Struktur aufrechterhalten müsse. Terwitte findet diese Diskussion
„typisch deutsch“ und nennt als Gegenbeispiel Länder, in denen das Problem anders
angegangen wird: „Wer nach Frankreich, Italien, Brasilien oder in
die Ukraine geht, findet dort Bischöfe, denen völlig klar ist, das sie nicht die Herren
über irgendwelche Gemeinden sind. Sondern dass sie die Diener der Freude sind für
eine Entwicklung des Geistes an der Basis. Da fährt ein Bischof an einem Sonntagnachmittag
300 Kilometer weit in eine Gemeinde, um mit fünf Leuten die Messe zu feiern. Und diese
fünf Leute wissen genau, warum sie diesen Priester dabei haben wollen.“