Papst Benedikt XVI. hat an diesem Montag die Delegation der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen
Kirchen Deutschlands in Privataudienz empfangen, Teil der Gebetswoche für die Einheit
der Christen. Zur Delegation, die sich auf den Spuren der Romreise Luthers für einige
Tage hier aufhält, gehören der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich sowie der
Catholica-Beauftragte, Landesbischof Friedrich Weber, sowie der stellvertretende Synodenpräses
der Evangelischen Kirche in Deutschland und ehemalige bayerische Ministerpräsident,
Günther Beckstein. Vor dem Treffen mit dem Papst gab es am Sonntag Abend eine besondere
Zeremonie in der Ökumenekirche Roms, der Basilika Sankt Paul vor den Mauern: Kardinal
Kurt Koch pflanzte einen Lutherbaum im dortigen Klostergarten. Leiter der lutherischen
Delegation ist der Landesbischof von Bayern, Johannes Friedrich, Präsident der VELKD.
„Wir
haben in Wittenberg angefangen, einen Luthergarten zu pflanzen, es sollen im Jahr
2017 500 Bäume von Kirchen in der ganzen Welt gepflanzt sein, um damit die ökumenische
Verbundenheit zwischen den Kirchen zum Ausdruck zu bringen und auch um zu zeigen,
dass wir das Fest 2017 nicht als ein nationales oder lutherisches Fest feiern wollen,
sondern als ein internationales und ökumenisches. Zu den Bäumen in Wittenberg soll
dann ein Referenzbaum dort gepflanzt werden, wo die Kirchen zu Hause sind. Kardinal
Kasper hat vor eineinhalb Jahren in Wittenberg einen Baum gepflanzt, und heute ist
dieser Ölbaum sozusagen als Gegenbaum hier gepflanzt worden.“
Und so wurde
im Garten von Sankt Paul ein Ölbaum gepflanzt. Einen kleinen, aber sichtbaren Beitrag
für die Ökumene, so nannte der Erzpriester von Sankt Paul vor den Mauern, Kardinal
Francesco Monterisi, den Baum in ‚seinem’ Garten. Kardinal Kurt Koch ging – bevor
er zur Schaufel griff – in seinen Worten auf das Hoffnungssymbol ein, das ein Baum
sei. In dem kurzen Gottesdienst betete er vor allem um zwei Dinge: dass die Christen
sich mit den Dingen, so wie sie seien, nicht abfinden, und dass Gott uns Christen
die Schuld an der Spaltung seiner Kirche vergebe. Was würde Dr. Martinus Luther
heute in seiner einmaligen Sprache sagen, wäre er heute evangelischer Landesbischof?
„Die
einmalige Sprache kann ich so bestimmt nicht nachmachen, aber er würde sich sehr,
sehr darüber freuen, wie heute die Verbindungen zwischen unseren Kirchen sind. Das,
was er damals an unserer gemeinsamen Kirche – die es ja noch war – kritisiert hat,
das ist ja weder in der römisch-katholischen noch in der lutherischen Kirche heute
Realität. Er würde sich freuen über diese Verbindung.“
Zum Abschluss des
Tages sang man gemeinsam mit der Benediktinergemeinschaft an Sankt Paul eine ökumenische
Vesper.