Benedikt XVI. über Christen im Internet: Beteiligt euch und seid authentisch!
„Ich möchte
die Christen dazu einladen, sich zuversichtlich und mit verantwortungsbewusster Kreativität
im Netz der Beziehungen zusammenzufinden, das das digitale Zeitalter möglich gemacht
hat.“
Social Networks bestimmen immer mehr Bereiche unserer Realität, und
so hat Papst Benedikt XVI. sie auch in seiner Botschaft zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel
ins Zentrum seiner Gedanken gestellt. An diesem Montag, dem Gedenktag des Patrons
der Medien, Franz von Sales, wurde die Papstbotschaft der Öffentlichkeit vorgestellt.
„Die
neuen Technologien ändern nicht nur die Art und Weise, wie man miteinander kommuniziert,
sondern die Kommunikation an sich; man kann daher sagen, dass wir vor einem umfassenden
kulturellen Wandel stehen. Mit dieser neuen Weise, Information und Wissen zu verbreiten,
entsteht eine neue Lern- und Denkweise mit neuartigen Möglichkeiten, Beziehungen zu
knüpfen und Gemeinschaft zu schaffen.“
Die Notwendigkeit einer Reflexion
Das
Staunen über die Machbarkeit sei das eine, die Notwendigkeit zu einer ernsthaften
Reflexion aber die andere Seite dieser schnellen Entwicklung. Besonders werde dieser
kulturelle Bruch in den sozialen Netzwerken deutlich, so der Papst:
„Die
klare Unterscheidung zwischen Produzent und Konsument von Information wird relativiert.
Und die Kommunikation möchte nicht nur Austausch von Daten sein, sondern immer mehr
auch Teilhabe. Diese Dynamik hat zu einer neuen Bewertung des Miteinander-Kommunizierens
beigetragen, das vor allem als Dialog, Austausch, Solidarität und Schaffung positiver
Beziehungen gesehen wird. Dies stößt andererseits aber auf einige für die digitale
Kommunikation typische Grenzen: die einseitige Interaktion; die Tendenz, das eigene
Innenleben nur zum Teil mitzuteilen; die Gefahr, irgendwie das eigene Image konstruieren
zu wollen, was zur Selbstgefälligkeit verleiten kann.“
Die Gefahren
und Chancen der Social Networks
Die neuen Formen der Beteiligung führten
zu einer veränderten Selbstwahrnehmung, meint der Papst. In virtuellen Räumen präsent
zu sein, könne Zeichen einer echten Suche nach persönlicher Begegnung mit dem anderen
sein – wenn darauf geachtet werde, die vorhandenen Gefahren zu meiden, wie etwa eine
Flucht in Parallelwelten.
„Auf der Suche nach Mitteilung, nach ‚Freundschaften’,
steht man vor der Herausforderung, authentisch und sich selbst treu zu sein, ohne
der Illusion zu erliegen, künstlich das eigene öffentliche ‚Profil’ zu schaffen. (…)
Wer ist mein ‚Nächster’ in dieser neuen Welt? Besteht die Gefahr, weniger für die
da zu sein, denen wir in unserem normalen täglichen Leben begegnen? Besteht die Gefahr,
zunehmend abgelenkt zu sein, weil unsere Aufmerksamkeit gespalten ist und von einer
Welt in Anspruch genommen wird, die ‚anders’ ist als die, in der wir leben? Haben
wir Zeit, kritisch über unsere Entscheidungen nachzudenken und menschliche Beziehungen
zu pflegen, die wirklich tief und dauerhaft sind? Es ist wichtig, sich immer daran
zu erinnern, dass der virtuelle Kontakt den direkten persönlichen Kontakt mit den
Menschen auf allen Ebenen unseres Lebens nicht ersetzen kann und darf.“
Der
Christ im Netz: Authentisch und nachdenklich
Benedikt XVI. mahnt deswegen,
auch im digitalen Zeitalter ein authentischer und nachdenkender Mensch zu sein. Die
Social Networks zeigten, dass ein Mensch in seiner Kommunikation immer von sich selbst
mitteilt, von seiner Sicht auf die Welt, von seinen Hoffnungen, seinen Idealen:
„Daraus
folgt, dass es einen christlichen Stil der Präsenz auch in der digitalen Welt gibt:
Dieser verwirklicht sich in einer Form aufrichtiger und offener, verantwortungsvoller
und dem anderen gegenüber respektvoller Kommunikation. Das Evangelium durch die neuen
Medien mitzuteilen, bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen
der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil
konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen,
die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen – auch wenn nicht explizit davon gesprochen
wird.“
Popularität darf Wahrheit nicht ersetzen
Ein
besonderes Augenmerk legt der Papst auf die Wahrheit: Wir müssten uns bewusst sein,
dass diese ihren Wert nicht aus ihrer Popularität oder aus dem Maß der Aufmerksamkeit
beziehe.
„Wir müssen sie in ihrer Vollständigkeit nahebringen, anstatt
den Versuch zu unternehmen, sie akzeptabel zu machen und sie dabei vielleicht sogar
zu verwässern. Sie muss zur täglichen Nahrung werden und nicht Attraktion eines Augenblicks.“
Einsatz
gegen die Manipulation von Meinung
Nur so leiste das Christentum in
den virtuellen Beziehungen seinen Beitrag: Indem das Web nicht ein Instrument werde,
das die Menschen auf Kategorien reduziert und sie emotional zu manipulieren sucht.
Nur so könne man auch die Monopolisierung von Meinungen verhindern. Der Papst:
„Ich
lade vor allem die Jugendlichen ein, von ihrer Präsenz in der digitalen Welt guten
Gebrauch zu machen. Ich bestätige ihnen unsere Verabredung beim nächsten Weltjugendtag
in Madrid, dessen Vorbereitung den Vorzügen der neuen Technologien viel verdankt.“