2011-01-22 13:12:32

Buchbesprechung


Horacio Lona: Eine kleine Hinführung zu Paulus, eine Besprechung von Stefan von Kempis
Das Paulusjahr ist vorbei – aber wenn wir ehrlich sind, wissen wir immer noch nicht alles (oder: genug) über den Völkerapostel. Dabei gehören seine Briefe zum Farbigsten und Unmittelbarsten, was es in der Bibel überhaupt zu lesen gibt; und außerdem hat wohl kein Theologe das Christentum derart geprägt wie der Rastlose aus Tarsus. Die „Kleine Hinführung zu Paulus“ des Salesianers Horacio Lona will genau das sein, was ihr Titel sagt: Nicht schon wieder ein neues Buch über Paulus, sondern etwas, das direkt in die Paulus-Lektüre hineinführt. „Der Apostel wird verehrt und gepriesen, aber er bleibt ein Unbekannter“, bedauert der Autor: Sein Ziel sei erst dann erreicht, wenn der Leser alles beiseite lege, „um Paulus selber zu lesen“.
Auf dem Weg zu diesem Ziel erfährt der Leser in vier Schritten viel Hilfreiches: Etwa, dass Paulus` Eltern vermutlich freigelassene Sklaven waren. Das erklärt nicht nur, wie er an das römische Bürgerrecht kam – es läßt einen auch alles, was er über den entlaufenen Sklaven Onesimus schreibt, mit ganz anderen Augen lesen. Lona gibt zunächst einen knappen Überblick über Leben und Werk des Paulus, wobei er auch Forscherzwist über Daten nicht verschweigt; dann führt er in die Paulusbriefe ein, wobei er jeden der echten Briefe kurz vorstellt. Im Anschluß daran entwirft er skizzenhaft die Grundlinien von Paulus` Theologie – dabei geht er nach Themen vor, etwa: Das Kreuz, der Mensch, die Gemeinde. Und schließlich wirft er noch einen Blick auf die Wirkungsgeschichte (erst hier werden auch die unechten Paulusbriefe behandelt), der allerdings nicht über das zweite Jahrhundert hinausführt.
Wenn man überhaupt etwas an diesem schlauen Buch kritisieren wollte, dann den Umstand, dass es nicht auch noch auf die Paulusrezeption in der Reformation eingeht oder aber erwähnt, dass er manchen kritischen Zeitgenossen heute als der eigentliche Gründer (oder gar Verfälscher) des Christentums gilt. Das hätte einen raschen Bogen ins Heute geschlagen und Paulus unvermutet aktualisiert.
Das Buch ist erschienen im Herder Verlag







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