Bischof Damian: Papst „verteidigt die Gerechtigkeit“
ie Kopten in Deutschland schätzen Papst Benedikts Unterstützung. Damit stellen sie
sich gegen die Regierung Ägyptens: Religionsminister Mahmoud Zakzouk hatte am Montag
Vorwürfe zurückgewiesen, Kopten würden in Ägypten diskriminiert und zu wenig geschützt.
In einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ nannte Zakzouk die Forderung
des Papstes, Kopten besser zu schützen, eine „klare Einmischung in die inneren Angelegenheiten
Ägyptens“. „Wir brauchen keine Lektionen vom Papst oder von irgendwelcher Seite, was
wir machen müssen“, so der Minister wörtlich. Bischof Anba Damian ist das Oberhaupt
der koptischen Kirche in Deutschland. Er dankt im Interview mit dem Kölner Domradio
Papst Benedikt XVI. für seine Unterstützung: „Der Papst ist gleichzeitig ein
Staatspräsident, und er würde sich auch einsetzen, wenn muslimische Minderheiten benachteiligt
würden. Der Papst ist ein korrekter und fairer Mann, und seine deutliche Stimme hat
dazu geführt, dass Liebe und Respekt in unserem Herzen weltweit enorm gewachsen sind.
Wir verehren ihn, und wir sind der festen Überzeugung, dass seine Stimme auch die
Stimme Gottes ist. Denn er verteidigt Menschen, die nicht nur zu seiner Kirche gehören.
Er verteidigt die Gerechtigkeit.“
Am Sonntag wurde in Ägypten ein Attentäter
wegen Mordes an sechs koptischen Christen und einen Muslim zum Tode verurteilt. Das
Urteil bezieht sich auf den Anschlag von Nagaa Hamadi vor einem Jahr am Vorabend des
orthodoxen Weihnachtsfestes. An der Gesamtsituation der Kopten in Ägypten ändere dieses
Urteil nicht, so Bischof Damian. Zwar könne es auf den ersten Blick Hoffnung auf Gerechtigkeit
wecken und abschreckende Wirkung haben. Doch sei es nur gesprochen worden, weil unter
den Opfern ein Moslem sei, erläutert der Bischof. Zudem seien die Hintermänner der
Tat noch auf freiem Fuß. Unter ihnen befinde sich ein Politiker, der gerade erst wieder
ins Parlament gewählt worden sei, so Damian weiter. Die Einschätzung von Religionsminister
Zakzouk, Kopten seien in Ägypten genauso geschützt wie Muslime, teilt Bischof Damian
nicht:
„Der Minister hat Unrecht. Er hat mit mir telefoniert und ich habe
ihm die Vorfälle aufgezählt. Er war in vielen Dingen völlig überrascht, weil er eben
nicht über die Details informiert war. Viele (Kopten in Deutschland) vertrauen dem
Gericht nicht – ob das Urteil vollzogen wird, ob es tatsächlich durchgeführt wird,
ob es nicht ein Politikum ist. Wir haben weder Respekt noch Vertrauen. Es sind 30
Jahre vergangen, in denen kein Mensch verurteilt worden ist. Ich persönlich habe Misstrauen
und keinen Respekt.“
Kopten wollen für ihre Gemeinschaft keine Sonderrechte,
erinnert Damian. Es ginge ihnen lediglich um Gerechtigkeit – um gleiche Rechte und
Pflichten für die Kopten in Ägypten: „Ich wünsche mir, dass sie gleich behandelt
werden wie ihre muslimischen Mitbrüder und Mitschwestern im Heimatland, damit sie
alle Rechte und Pflichten genießen und erfüllen können wie die anderen – ohne bevorzugt
oder benachteiligt zu werden. Mehr als gleichberechtigte Bürger wünschen wir uns nicht.
Wir wollen leben und die anderen leben lassen!“