Ein lebhaftes Echo hat der Offene Brief von acht evangelischen Altbischöfen zum kirchlichen
Umgang mit Homosexualität ausgelöst. Sie wenden sich im Zusammenhang mit dem neuen
Pfarrdienstgesetz der EKD gegen Bestrebungen, das Pfarramt generell für gleichgeschlechtliche
Partnerschaften zu öffnen. Nach der Bibel müsse man Homosexualität als „widernatürlich
und verfassungswidrig“ beurteilen. Die Konferenz Bekennender Gemeinschaften in den
evangelischen Kirchen Deutschlands begrüßte die Erklärung als „einen geistlichen Mahnruf
von kirchenhistorischer Bedeutung“. Der Aufruf zeige, „in welcher desolater Verfassung
die evangelische Kirche ist“. Sie nehme ihre eigene Glaubensgrundlage, die Bibel,
nicht mehr ernst und wisse sich „mehr dem ideologischen Zeitgeist als dem Geist Gottes
verpflichtet“. Damit säge sich die Kirche „langfristig den Ast ab, auf dem sie sitzt“,
erklärte der Vorsitzende der theologisch konservativen Vereinigung, Pastor Ulrich
Rüß (Hamburg). Er hoffe, dass der Mahn- und Weckruf seine Wirkung nicht verfehle und
„eine notwendige Neubesinnung besonders bei allen kirchlichen Verantwortungsträgern“
einleite.
Scharfe Kritik an den Altbischöfen übte dagegen der Hamburger Propst
Horst Gorski. „Sie missverstehen die Bibel, die nichts über homosexuelle Partnerschaften
sagt“, sagte der offen homosexuell lebende Theologe gegenüber der Berliner „tageszeitung“.
Das Votum der Altbischöfe sei in der Kirche ein letztes Aufbäumen einer kleinen Minderheit,
die merke, dass sie nicht mehr die Mehrheit habe. Zuvor hatte sich bereits der frühere
EKD-Ratsvorsitzende, Altpräses Manfred Kock, gegen den Offenen Brief gewandt. Unterzeichner
des Offenen Briefs sind die Altbischöfe Ulrich Wilckens (Nordelbien), Theo Sorg und
Gerhard Maier (beide Württemberg), Werner Leich (Thüringen), Eduard Berger (Pommern),
Heinrich Hermanns und Jürgen Johannesdotter (Schaumburg-Lippe) sowie Gerhard Müller
(Braunschweig).