2011-01-07 14:02:21

Missbrauch: „Externe Ansprechperson macht Sinn“


RealAudioMP3 Sexueller Missbrauch wird wohl auch 2011 die katholische Kirche beschäftigen. Die deutschen Bistümer warten aber nicht ab sondern richten sich ein. Diözesen, die bisher keine entsprechende Fachstelle haben, werden den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz folgen. Sie sehen vor, dass die Ansprechpartner nicht der Bistumsleitung angehören sollen.

Aus Sicht des Rottenburger Bischofs Gebhard Fürst hat der Missbrauchsskandal um katholische Geistliche die Kirche generell in den vergangenen Monaten stark verändert: „So schlimm die Abgründe auch sind, in die wir hineinschauen mussten – sie haben auch eine heilsame Erschütterung bewirkt“, sagte Bischof Fürst vor Kurzem der Nachrichtenagentur dpa. „Wir sind selbstkritischer und demütiger geworden. Wir sind auch wieder sensibler geworden für die Fragen, die Nöte und für die Kritik der Menschen.“

Das süddeutsche Erzbistum Freiburg hat nun Angelika Musella zur neuen externen Ansprechperson ernannt. Sie soll sich mit Verdachtsfällen auf sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch Kleriker, Ordensangehörige und andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im kirchlichen Dienst auseinandersetzen. Sie freue sich auf diese Stelle, so Musella im Interview mit Nicole Stroth.

„Ich habe gleich gesagt, dass ich dieses Amt gerne übernehme. Ich habe ja bereits einige Erfahrung gesammelt, weil ich die gleiche Funktion bei der Caritas der Stadt Freiburg. Dort bin ich eine unabhängige externe Stelle, wo sich Menschen hinwenden können, die mit sexuellem Missbrauch oder körperlichen Übergriffen konfrontiert sind. Sei dies als Opfer oder Familienangehöriger oder als Zeuge.“

Die Juristin war vor ihrer Zeit als Anwältin bei einem großen Schweizer Lebensmitteldiscounter tätig und ist in Freiburg auch als Vorstand der Fördergesellschaft der Klinik für Tumorbiologie ehrenamtlich tätig. Ihre neue Aufgabe sieht folgendermaßen aus:

„Das läuft so ab, dass ich mit den Tätern und Opfern oder Eltern und Verwandte treffe, damit sie bei mir Rat holen können. Auch bei der Caritas war es so, dass sich Menschen einfach an mich wenden konnten. Da kommen Fragen wie: ist das schon ein Übergriff? Muss ich da etwas tun? Wie ist das mit der Schweigepflicht? Das sind meistens die ersten Fragen. Aber auch Täter selber sind mit der Belastung konfrontiert. Da kommt die Frage auf, ob eine Selbstanzeige angebracht sei. Danach folgen Gespräche. Meist sind die ersten Gespräche mit den Opfern. Da versuche ich, sehr genau hinzuhören. Alles wird protokolliert. Und dann versuche ich mit dem potentiellen Täter zu sprechen. Nicht immer gelingt das.“

Die Freiburger Rechtsanwältin löst den bisherigen Missbrauchsbeauftragten Domkapitular Eugen Maier ab. Musellas Ziele:

„Ich glaube, ganz wichtig ist, dass die Menschen Vertrauen bekommen. Deshalb machen externe Beauftragte auch sehr viel Sinn. Ich möchte eine Ansprechperson für alle sein, die in irgendeiner Weise mit diesem Thema zu tun haben.“

(pm 07.01.2011 mg)







All the contents on this site are copyrighted ©.