Die Christen Pakistans
gehen in ein düsteres neues Jahr. Das glaubt der Erzbischof von Lahore nach dem Mord
am Gouverneur des Bundesstaates Punjab, Salman Taseer; er war am Dienstag auf einem
Markt von einem seiner Leibwächter erschossen wurden. Taseer war erklärter Gegner
des so genannten Blasphemie-Gesetzes, was wahrscheinlich das Motiv für den Mord war.
Die Lage der Christen sei dadurch noch bedrückender geworden, so Erzbischof Lawrence
Saldanha im Gespräch mit uns.
„Wir waren schockiert, als wir von dem Mord
hörten. Der Gouverneur hatte ja die Abschaffung des Blasphemie-Gesetzes gefordert,
er setzte sich auch persönlich für die Begnadigung von Asia Bibi ein (die aufgrund
dieses Gesetzes zum Tod verurteilt wurde und auf ihre Hinrichtung wartet, Anm.). Wer
sich dem Blasphemiegesetz entgegenstellt, riskiert den Tod, das zeigt dieser Mord.
Jetzt wird es wohl noch schwieriger für die Leute werden, das Anti-Blasphemiegesetz
zu kritisieren.“
Auch der pakistanische Minderheitenminister Shahbaz Bhatti,
ein Christ, meint, dass der Mord Angst schürt unter Menschen, die Extremismus, Intoleranz,
Gewalt und das Blasphemiegesetz ablehnen. Eine Milderung der Bestimmung, wie die pakistanische
Regierung sie zaghaft versuchte durchzusetzen, führte um den Jahreswechsel zu Protesten
religiöser Hardliner. Daher glaubt der Minderheitenminister im Gespräch mit Radio
Vatikan nicht, dass es zu einer Abschaffung des Blasphemiegesetzes kommt.
„Ich
denke, das ist schwierig. Aber ich hoffe, der schlechte Gebrauch des Blasphemiegeseztes
hilft vielen zu verstehen, dass es religiöse Fanatiker waren, die mit ihrem Aufruf
zur Gewalt diesen Mord vorbereiteten. Sie benutzen das Gesetz, um das Volk zur Gewalt
anzustiften. Deshalb muss das Gesetz überarbeitet und geprüft werden, um seinen Missbrauch
zu verhindern. Andererseits sagen die religiösen Extremisten klar, dass sie keine
Überarbeitung des Blasphemiegesetzes dulden werden.“
Das Regelwerk sieht
scharfe Sanktionen bis hin zur Todesstrafe für die Beleidigung des Propheten Mohammed
vor. Zahlreiche Kritiker beanstanden, dass pakistanische Moslems das Gesetz missbrauchen,
um – wie im Fall Asia Bibis - gezielt Christen zu diskriminieren. „In vielen Ländern,
auch in unserem, ist es um interreligiöse Toleranz derzeit schlecht bestellt“, so
der Erzbischof von Lahore. „Deshalb fühlen wir uns unerwünscht und an den Rand gedrängt.“