2011-01-05 12:10:37

Pakistan: „Den Christen zu helfen ist verboten“


Der Gouverneur von Punjab, Salman Taseer, ist ermordet worden. Die Behörden glauben, dass er wegen seines Widerstands gegen das so genannte Blasphemie-Gesetz getötet wurde. Taseer wollte den umstrittenen Paragraphen ändern und hatte auch die Christin Asia Bibi, die wegen Blasphemie zum Tod verurteilt ist, im Gefängnis besucht. Als er sich in einer Petition an den Staatspräsidenten für eine Freilassung der Christin einsetzte, geriet er ins Fadenkreuz von Extremisten.

Für Pakistan ist es der gravierendste politische Mord seit dem Anschlag auf die frühere Premierministerin Benazir Bhutto im Dezember 2007. Taseer, der zur regierenden Volkspartei gehörte, war seit 2008 Gouverneur der bevölkerungsreichsten und wichtigsten Provinz Pakistans. Er wurde in der Nähe seiner Wohnung in Islamabad erschossen; der Mörder, einer seiner Leibwächter, nannte das Blasphemiegesetz als Motiv. Ministerpräsident Yusuf Raza Gilani hat seine Landsleute zur Ruhe aufgerufen. Nach der verheerenden Flutkatastrophe vom letzten Jahr, deren Folgen immer noch spürbar sind, erregt derzeit vor allem das Blasphemiegesetz die Gemüter in Pakistan. Der Paragraph sieht für die Beleidigung Mohammeds oder des Korans die Todesstrafe vor.

US-Außenministerin Hillary Clinton spricht nach dem Mord an Taseer von einem „großen Verlust“; ihr britischer Amtskollege William Hague zeigt sich „schockiert“, das französische Außenamt würdigt den Ermordeten als „mutigen Verteidiger der demokratischen Institutionen seines Landes“. Der Vorsitzende der Pakistanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Lawrence Saldanha, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur, er habe einen großen Freund und einen treuen Mitstreiter gegen das Blasphemiegesetz verloren. In Italien berichtet die katholische Tageszeitung „Avvenire“, die der Bischofskonferenz gehört, auf Seite eins von der Bluttat. Die Schlagzeile lautet: „Christen zu helfen ist verboten.“

Eine fundamentalistische Gruppe in Pakistan hingegen erklärt sich solidarisch mit dem Mörder und ruft zu einem Boykott von Taseers Begräbnis auf. Auch die Proteste gegen eine mögliche Reform des
Blasphemiegesetzes gehen weiter. Am vergangenen Freitag blieben Märkte und Läden in Pakistans Großstädten geschlossen. Tausende Händler und Geschäftsleute folgten damit einem Streikaufruf konservativer islamischer Parteien.

(reuter/avvenire/kna/rv 05.01.2011 sk)







All the contents on this site are copyrighted ©.