Der Gouverneur von Punjab, Salman Taseer, ist ermordet worden. Die Behörden glauben,
dass er wegen seines Widerstands gegen das so genannte Blasphemie-Gesetz getötet wurde.
Taseer wollte den umstrittenen Paragraphen ändern und hatte auch die Christin Asia
Bibi, die wegen Blasphemie zum Tod verurteilt ist, im Gefängnis besucht. Als er sich
in einer Petition an den Staatspräsidenten für eine Freilassung der Christin einsetzte,
geriet er ins Fadenkreuz von Extremisten.
Für Pakistan ist es der gravierendste
politische Mord seit dem Anschlag auf die frühere Premierministerin Benazir Bhutto
im Dezember 2007. Taseer, der zur regierenden Volkspartei gehörte, war seit 2008 Gouverneur
der bevölkerungsreichsten und wichtigsten Provinz Pakistans. Er wurde in der Nähe
seiner Wohnung in Islamabad erschossen; der Mörder, einer seiner Leibwächter, nannte
das Blasphemiegesetz als Motiv. Ministerpräsident Yusuf Raza Gilani hat seine Landsleute
zur Ruhe aufgerufen. Nach der verheerenden Flutkatastrophe vom letzten Jahr, deren
Folgen immer noch spürbar sind, erregt derzeit vor allem das Blasphemiegesetz die
Gemüter in Pakistan. Der Paragraph sieht für die Beleidigung Mohammeds oder des Korans
die Todesstrafe vor.
US-Außenministerin Hillary Clinton spricht nach dem Mord
an Taseer von einem „großen Verlust“; ihr britischer Amtskollege William Hague zeigt
sich „schockiert“, das französische Außenamt würdigt den Ermordeten als „mutigen Verteidiger
der demokratischen Institutionen seines Landes“. Der Vorsitzende der Pakistanischen
Bischofskonferenz, Erzbischof Lawrence Saldanha, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur,
er habe einen großen Freund und einen treuen Mitstreiter gegen das Blasphemiegesetz
verloren. In Italien berichtet die katholische Tageszeitung „Avvenire“, die der Bischofskonferenz
gehört, auf Seite eins von der Bluttat. Die Schlagzeile lautet: „Christen zu helfen
ist verboten.“
Eine fundamentalistische Gruppe in Pakistan hingegen erklärt
sich solidarisch mit dem Mörder und ruft zu einem Boykott von Taseers Begräbnis auf.
Auch die Proteste gegen eine mögliche Reform des Blasphemiegesetzes gehen weiter.
Am vergangenen Freitag blieben Märkte und Läden in Pakistans Großstädten geschlossen.
Tausende Händler und Geschäftsleute folgten damit einem Streikaufruf konservativer
islamischer Parteien.