Haiti geht - nach dem wahrscheinlich schwersten Jahr seiner Geschichte - in eine ungewisse
Zukunft. Ordensleute versuchen sich in den Wirren mit immer noch mehr als zwei Millionen
Obdachlosen und gut 3.000 Choleraopfern ihren Weitblick zu bewahren. Martha Seide
ist Salesianierin Don Boscos auf Haiti. Ihrem Orden ist besonders die Erziehung junger
Menschen ein Anliegen. Auch wenn es in akuten Notsituationen nicht danach aussieht:
Aber in der Erziehung liegt die Zukunft, betont die Ordensfrau.
„Der materielle
Wiederaufbau muss mit dem „Wiederaufbau des Menschlichen“ beginnen. Und an der Basis
steht die Erziehung. Unsere Schulen sind deshalb über die Stundenpläne hinaus geöffnet,
eben um dieses erzieherische Ambiente für die Kinder zu schaffen. Gerade wenn wir
uns ansehen, was Haitis politische Realität im Moment ist, wie sehr das Eigeninteresse
dominiert und wie groß die Unfähigkeit ist, sich zu verständigen, dann wird klar,
wie zentral die Aufgabe der Erziehung ist. Nur wenn es uns gelingt, die Kinder und
Jugendlichen zu verantwortlichen Bürgern zu erziehen, können wir hoffen, dass sie
später überhaupt an eine „Nation“ denken können, an ein Kollektiv. Es ist Zeit für
Haiti, selbständig zu werden. Das Land braucht Hilfe, die hilft, Menschen zu erziehen.“ Das
verheerende Erdbeben auf Haiti vom 12. Januar 2010 forderte mindestens 300.000 Menschenleben.
Seit Monaten breitet sich unter den Überlebenden, die teils immer noch in Zelten hausen,
die Cholera aus. Nach jüngsten offiziellen Angaben sind bereits mehr als 3.300 Menschen
an der Seuche gestorben. Angesteckt sind 150.000 Menschen. In der angrenzenden, wohlhabenden
Dominikanischen Republik haben sich 139 Menschen angesteckt, aber es ist bisher kein
Cholera-Todesfall bekannt. (rv 02.01.2011 gs)