Eine Serie
von Pater Darius Kowalczyk SJ Während einer Diskussion über die Situation
der Kirche hat mir ein Mitbruder einmal gesagt: Alles, was man braucht, ist das Evangelium
und Gaudium et Spes. In jüngerer Vergangenheit habe ich aber auch schon die Meinung
gehört, dass diese Lesart der Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von
heute etwas zu optimistisch sei. Joseph Ratzinger hat angemerkt, dass wir Gaudium
et Spes immer gemeinsam mit der Imitatio Christi sehen müssen, dem mittelalterlichen
Büchlein, das die Mönchstradition des Mittelalters reflektiert. Die Spiritualität
der Gemeinschaft mit der Welt wird so begleitet von der Spiritualität der Weltflucht. Wir
brauchen deswegen einen Punkt des Gleichgewichts zwischen der Beschäftigung mit der
Welt und der Hinwendung zum ewigen Leben. Zu den wichtigsten Aufgaben des Christen
gehöre es, so Ratzinger, die Fähigkeit zu erhalten, sich der gegenwärtigen Kultur
auch einmal entgegenzustellen, auch wenn das der Euphorie nach dem Konzil zu widersprechen
scheint. Gaudium et Spes selbst hat sein Gleichgewicht. Heute ist die Analyse des
Menschen in der Welt noch aktueller als damals, vor über 40 Jahren. Das Dokument sagt,
dass die Welt von heute zugleich stark und schwach ist, fähig, das Gute und das Schlechte
zu tun. Benedikt XVI. hat erst kürzlich auf das Schlechte mit einer dramatischen
Formulierung hingewiesen: Unsere Zukunft und die Zukunft des ganzen Planeten sind
in Gefahr. Um solchen Herausforderungen begegnen zu können, hat das Konzil gesagt,
dass es zunächst einmal allen Menschen guten Willens zuhören wolle. Und man wolle
die Zeichen der Zeit in der Welt von heute erkennen, um die Antwort, die uns in Jesus
Christus gegeben ist, neu ausdrücken zu können. In ihm, der Schlüssel, Zentrum und
Ziel der ganzen menschlichen Geschichte ist.