Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat die Freigabe von Gentests an Embryonen in
der Präimplantationsdiagnostik (PID) aufs Schärfste verurteilt. „Die PID zieht immer
Selektion und Tötung nach sich“, sagte er in einem Gottesdienst am Dienstagabend im
Kölner Dom. Wer PID zulasse, sage Nein zum Leben und Nein zu Gott. „Dieses Nein aber
bedingt gleichsam lawinenartig eine weitere Lockerung des Lebensschutzes“, warnte
Meisner. Der Mensch habe seine volle Würde, sobald eine Eizelle befruchtet werde,
erläuterte Meisner. „Ab dem Moment ist nicht nur neues Leben vorhanden, das sich als
Mensch entwickelt. Ab diesem Moment stehen wir vor einer neuen genetischen Identität,
das heißt, einem einzigartigen neuen Ebenbild Gottes.“ Niemand habe das Recht, hier
eine Auswahl zu treffen, betonte der Kardinal zum Fest der Unschuldigen Kinder, das
die Kirche am 28. Dezember begeht. Es erinnert an den Befehl von König Herodes zur
Zeit Christi Geburt, alle neugeborenen Jungen töten zu lassen.
Bei der PID
werden im Reagenzglas erzeugte befruchtete Eizellen außerhalb des Mutterleibes auf
genetische Fehler untersucht und geschädigte Embryonen vernichtet. In Deutschland
galt sie bis zum Sommer 2010 nach gängiger Rechtsinterpretation des Embryonenschutzgesetzes
als verboten. Anfang Juli entschied jedoch der Bundesgerichtshof (BGH), dass Gentests
an Embryonen nach dem Wortlaut dieses Gesetzes bislang nicht untersagt sind. Im Bundestag
wird derzeit um eine Neuregelung gerungen; Befürworter und Gegner stellen dazu verschiedene
Gesetzentwürfe vor.