Zu Solidarität und Einsatz für den Frieden haben an Weihnachten die beiden großen
Kirchen in Deutschland aufgerufen. Christen sollten sich mit dem gleichen Engagement
gegen Krieg und Zerstörung der Schöpfung einsetzen wie gegen eine Einteilung in wertes
und unwertes Leben, forderte der Münchner Kardinal Reinhard Marx. Ähnlich äußerte
sich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus
Schneider. Er beklagte, dass die Welt immer wieder darauf setze, „mit kriegerischer
Gewalt den Krieg zu besiegen und mit militärischer Gewalt das Unrecht und den Terror
zu überwinden“.
„PID kann zu ethischem Dammbruch führen“ Der Vorsitzende
der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sprach sich in
seiner Weihnachtspredigt gegen eine Freigabe von Gentests an Embryonen aus: „Wir sind
nicht Herren über Leben und Tod, auch nicht darüber, wer geboren werden darf und wer
nicht“, sagte er im Freiburger Münster. Würde die Präimplantationsdiagnostik (PID)
erlaubt, drohe ein ethischer Dammbruch.
Die Fälle sexuellen Missbrauchs
haben nach Einschätzung von Zollitsch in der Kirche Wunden hinterlassen. Die Kirche
sei vielleicht auch deswegen hart getroffen worden, weil sie an das eigene Handeln
hohe moralische Ansprüche anlege, sagte er. Seine Hoffnung sei, dass aus der Krise
eine größere Achtsamkeit gegenüber dem Thema sexuellen Missbrauch entstehe. Dabei
sei nicht nur die Kirche, sondern die ganze Gesellschaft gefragt, da die übergroße
Mehrheit der Fälle nicht im kirchlichem Raum passiert sei. Innerkirchlich, so Zollitsch,
gehe er davon aus, das nun das „Gros der Fälle“ zu Tage getreten sei: „Ich rechne
nicht mehr mit großen neuen Überraschungen, auch wenn sicher noch weitere Einzelfälle
kommen werden.“
Schutz für die „Wiege des Glaubens“ Der Mainzer Kardinal
Karl Lehmann rief zur Solidarität mit den verfolgten Christen im Irak auf.
Im Nahen Osten stehe „die Wiege unseres Glaubens“, sagte er am Ersten Weihnachtsfeiertag
im Mainzer Dom. Zugleich verwies der frühere Vorsitzende der Bischofskonferenz auf
eine „weltweite Dimension“ der weihnachtlichen Botschaft. „Der Mensch gewordene Gott
ist ein ohnmächtiges Kind“, so Lehmann. Diese Ohnmacht verweise darauf, dass die Menschen
gleich welchen Alters oder welcher Herkunft voneinander abhängig seien und die Würde
eines jeden Einzelnen unter allen Umständen zu wahren sei.
Der Kölner Kardinal
Joachim Meisner warnte vor einer gottlosen Gesellschaft. Wenn der Mensch sich
selbst die Welt aneigne, rutsche diese ihm aus den Händen „hinein in den Zustand der
Finsternis und Wirrnis am Schöpfungsmorgen“, sagte er im Kölner Dom. „Wo man Gottes
Geist aus dieser Welt herausbringt, wo man ihn gleichsam wieder ausbürgert, indem
man die Kreuze aus den Gerichtssälen trägt oder indem man wie in England Weihnachten
nicht mehr Weihnachten nennen darf, dort gerät die Welt wieder in den vorweihnachtlichen
Zustand“, so der Kardinal.
Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen
erklärte, der biblischen Botschaft zufolge sei Gott an Weihnachten Mensch geworden
und damit zum Brot des Lebens. Entsprechend sollten auch die Christen für „Mittel
zum Leben“ für ihre Mitmenschen sorgen, sagte Thissen bei der Christmette am späten
Freitagabend im Hamburger Mariendom, die von der ARD live übertragen wurde. Dies könne
etwa in der Spendenaktion des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat geschehen, „im aufmerksamen
Blick für Menschen in meiner Umgebung, die meine Hilfe brauchen, oder in einer versöhnenden
Geste, einem aufmunternden Wort“.