Gottes Menschwerdung
im Kind und sein Bitten um unser Mit-Lieben in dieser Welt: dies waren die großen
Linien der Predigt von Papst Benedikt XVI. bei der Christmette im Petersdom. Gemeinsam
mit 30 Kardinälen und einer bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche gedachte der
Papst der Geburt Christi - mehr als 10.000 Gläubige hörten dem Papst zu. Der Papst,
aber auch die Lesungen und die Symbolhandlungen der Messe, sprachen von der Verheißung
und ihrer Erfüllung in Jesus Christus. Die Menschheit hat immer schon gewartet
und gehofft auf einen König, der Frieden und Licht bringe, so der Papst. Die Prophezeiungen
kündigten sein Kommen an; und doch sei die Erfüllung der Verheißung einerseits unendlich
größer, andererseits – weltlich gesehen – unendlich geringer, als dies Prophezeiungen
sahen. Der Papst:
„Sie ist größer, denn dieses Kind ist
wirklich Gottes Sohn, wirklich ‚Gott von Gott, Licht vom Licht, gezeugt nicht geschaffen,
eines Wesens mit dem Vater‛. Die unendliche Entfernung zwischen Gott und Mensch ist
überbrückt. Gott hat sich nicht nur herabgebeugt, wie die Psalmen es beten; er ist
wirklich ‚herabgestiegen‛, in die Welt gekommen, einer von uns geworden, um uns alle
an sich zu ziehen. Dieses Kind ist wirklich Emmanuel – Gott mit uns. Sein Reich geht
wirklich bis an die Enden der Erde.“
Unsere Welt, die
Welt der Menschen, entspreche diesem Reich aber noch lange nicht, noch immer gebe
es den „Stock des Treibers, den dröhnenden Stiefel und blutbefleckten Mantel“, von
denen Jesaja spreche. Diese unsere Wirklichkeit nehme Gott ernst, er übertrumpfe sie
nicht in seiner Macht, noch überlasse er alles uns Menschen und unserem Tun; Gnade
und Freiheit gehörten zusammen:
„Gottes zuvorkommende
Liebe, ohne die wir ihn nicht lieben könnten, und unsere Antwort, auf die er wartet,
um die er uns in der Geburt seines Sohnes förmlich bittet. Das Ineinander von Gnade
und Freiheit, das Ineinander von Ruf und Antwort können wir nicht in voneinander getrennte
Teile auseinandernehmen. Beides ist unlösbar ineinander verwoben. So ist dieses Wort
Verheißung und Anruf zugleich. Gott ist uns zuvorgekommen im Geschenk seines Sohnes.
Gott kommt uns immer wieder auf unerwartete Weise zuvor. Er lässt nicht nach, uns
zu suchen, uns aufzurichten, sooft wir es nötig haben. Er lässt das verlorene Schaf
nicht in der Öde, in die es sich verirrt hat. Gott lässt sich durch unsere Sünde nicht
beirren. Er fängt immer wieder neu mit uns an. Aber er wartet doch auf unser Mitlieben.
Er liebt uns, damit wir Mitliebende werden und so Friede auf Erden herrsche.“
Im
Zentrum, vor dem Altar, war während des Gottesdienstes die Krippenfigur des Kindes
auf einem Thron aufgestellt, gemeinsam mit dem Evangeliar. Symbol und Zeichen dafür,
was das Johannesevangelium verkündet und was das Geheimnis von Weihnachten ausmacht:
„Und das Wort ist Fleisch geworden“ – geheimnisvoll und nicht wirklich ganz zu verstehen,
aber doch ein Grund zur Freude für alle Menschen:
„So
ist das Lied der Engel von Anfang an als Musik von Gott her gehört worden, ja, als
Einladung mitzusingen in der Freude des Herzens über das Geliebt sein von Gott. Cantare
amantis est, sagt Augustinus: Singen ist Sache des Liebenden. So ist der Gesang der
Engel die Jahrhunderte hindurch immer neu Gesang der Liebe und Freude, Gesang der
Liebenden geworden.“