Petersplatz: Krippenfiguren aus Asien

Eine uralte italienische Weihnachtstradition erlebt am Heiligen Abend ihre diesjährige Neuauflage im Vatikan: Die Krippe auf dem Petersplatz wird eingeweiht. Jedes Jahr ist diese monumentale Krippe anders gestaltet, diesmal hat sie asiatische Anklänge.

Im Mittelpunkt steht die klassische Stall-Szene in Betlehem: Jesus, Maria und Josef in einer Hütte, die in einer Felsenhöhle eingebaut ist; auch Ochs und Esel sind dabei. Links von dieser Szene ist eine südostasiatische Dorfszene zu sehen, mit exotischen Früchten und Fischernetzen. In einem offenen Gebäude mit Holzkuppel spielen neun Figuren – Frauen, Männer und Kinder – einfache Saiten- und Blasinstrumente sowie Trommel. Diese Figuren aus Holz stammen von den Philippinen, sie sind Geschenke an Papst Benedikt zum 60. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Manila und dem Heiligen Stuhl. Die Philippinen sind – neben dem winzigen Osttimor – das einzige mehrheitlich katholische Land Asiens. Gestaltet hat die Figuren ein Künstler von der Insel Mindanao, die gelegentlich durch interreligiöse Konflikte von sich reden macht.

Die Hirten bzw. die Heiligen drei Könige sind ebenfalls in der Petersplatz-Krippe präsent, und zwar rechts von der Stall-Szene. In einer Grotte mit Vordach aus Holz sind sie dabei, das Jesuskind anzubeten. Die ältesten Statuen der Darstellung auf dem Petersplatz sind jedes Jahr die gleichen. Sie stammen aus der römischen Kirche Sant´Andrea della Valle, wo der Heilige Vinzenz Pallotti sie erstmals 1842 zu einer Krippe arrangiert hatte.

Im Vatikan gibt es eigene „Krippen-Beauftrage“: die Schwestern der Franziskanerinnen-Missionarinnen Mariens. Sie sind ausgebildete Teppich-Restaurateurinnen, durch deren Hände etwa die kostbaren Tapisserien der Vatikanischen Museen wandern. Im Advent nähen die Ordensfrauen in ihrer Werkstatt die Gewänder der Krippenfiguren, die sie ihnen vom 22. bis zum 24. Dezember anlegen. In der Nacht auf den 6. Januar sind die Schwestern abermals im Einsatz: Dann wechseln sie die Kleider der anbetenden Hirten und verwandeln sie so in die Heiligen Drei Könige.

Am Heiligen Abend um 17 Uhr, nach Einbruch der Dunkelheit, wird die 300 Quadratmeter große Krippe feierlich enthüllt, und zwar durch Kardinal Giovanni Lajolo, den Präsidenten des Governatorates. Eine Stunde später entzündet Papst Benedikt XVI. ein Friedenslicht am Fenster seines Arbeitszimmers und erteilt den Gläubigen auf dem Petersplatz den Segen. Die Krippe selbst besucht der Papst traditionell am 31. Dezember, nach der Feier der Vesper im Petersdom.

(rv 24.12.2010 gs)